Kinderbuch animiert zum Erlernen der Gebärdensprache

„Nili lebt ihren Traum“ beschreibt Freundschaft verschiedener Tiere

Quelle: pte "Nili lebt ihren Traum" - Ein kinderbuch mit und um Gebärdensprache von Eva Maria Scherzer und Petra Reiter.
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„Nili lebt ihren Traum“ – Ein kinderbuch mit und um Gebärdensprache von Eva Maria Scherzer und Petra Reiter.

(pte/ehj.vt) Wien – Wie wichtig das Erlernen der Gebärdensprache zur Verständigung mit Gehörlosen ist, zeigt das neue Kinderbuch der Autorin Eva Maria Scherzer http://www.traumwerkstadt.com und der Illustratorin Petra Reiter http://www.petrak.at. Im Buch wird die wunderbare Freundschaft zwischen verschiedenen Tierarten beschrieben und gezeigt wie es möglich ist, sich nur mittels Zeichen zu verständigen. Der Österreichische Gehörlosenbund http://www.oeglb.at hat in einer Aussendung die Bedeutung dieser in der Österreichischen Bundesverfassung anerkannten Sprache unterstrichen. Das Buch wird am 03.November 2006 ab 18:30 Uhr im Dschungel Wien im Museumsquartier präsentiert.

„Nili lebt mit ihren Freunden in einem außergewöhnlichen Zoo mitten in London. Doch sie ist einsam, weil sie sich mit den anderen Tieren nicht verständigen kann. Eine gemeinsame Sprache muss her“, so Scherzer im pressetext-Interview. „Wie Nili das gelingt und warum niemand das Stinktier leiden kann, können die Kinder selbst herausfinden. Passend zur Geschichte werden in jedem Kapitel auch Gebärden erklärt, die man selbst ausprobieren kann“, meint die Autorin, die selbst die Gebärdensprache erlernt hat, weil eine gute Freundin ein gehörloses Kind zur Welt gebracht hat. Die Autorin betont die große Bedeutung der Gebärdensprache für die Kommunikation mit Gehörlosen. „Da es bis dato kein Kinderbuch dieser Art gibt, war das ein Anlassfall“, so Scherzer. Unterstützt wurde das Projekt unter anderem von Schulen in Wien und Niederösterreich, dem Wiener Stadtschulrat, dem Lions Club, der Erste Bank, Haribo, WITAF, dem Österreichischen Gehörlosenbund, dem Verein Kinderhände und vielen mehr.

Wie wesentlich die Gebärdensprache in der Kommunikation ist, betonen auch immer wieder Eltern gehörloser Kinder. „Jedes Hilfsmittel für ein hörbeeinträchtigtes Kind ist wichtig, also auch jedes technische. Allerdings wird ein gehörloses Kind trotz eines eventuellen Cochlea-Implantats behindert bleiben“, so Stefan Badegruber, Vater des vierjährigen Oskar, im pressetext-Interview. Oskar ist seit seiner Geburt gehörlos, sein Zwillingsbruder Leo kann hören. Idealer Ansatzpunkt bleibe, da die Implantate keine Wunder vollbringen können, ein ergänzender Weg des Implantats und der Gebärdensprache. „Das bedeutet also miteinander statt entweder oder.“ Diese Ansicht teilt auch der Österreichische Gehörlosenbund. „Eltern, die nur auf ein Implantat setzen, können dann, wenn die Kommunikationsfähigkeit ihres Kindes nicht passt, vor großen Problemen stehen“, so Badegruber. Zum Teil fehle es bei der medizinischen und erzieherischen Beratung am Verständnis für die Gebärdensprache.

Die Geschichte von Oskar und seiner Familie wurde übrigens filmisch verarbeitet: Der Dokumentationsfilm „Ich muss Dir was sagen“ http://www.mischief-films.com, der bei der heurigen Viennale http://www.viennale.at uraufgeführt wurde, beschäftigt sich mit dem Thema der Kommunikation zwischen Gehörlosen und Hörenden (pressetext berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=061003002 ). Der einstimmige Tenor bei der Uraufführung des Films war, dass die Notwendigkeit des Erlernens der Gebärdensprache einer breiten Öffentlichkeit nahe gebracht werden müsse. Das unterstrichen auch zahlreiche Betroffene in der anschließenden Diskussion.