Stiftung-Warentest verreißt Homöopathie und TCM

Unglückliche Formulierungen verunsichern Patienten. Das Konzept der Homöopathie sei nach naturwissenschaftlichem Verständnis nicht plausibel, daher sei die Homöopathie als allgemeines Behandlungskonzept zur Behandlung von Krankheiten und Störungen nicht geeignet.

Quelle: pte
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(pte/he.vt) Berlin/Wien – Dass die Wirksamkeit von Homöopathie lediglich ein Placebo-Effekt sei, hat im renommierten Wissenschaftsmagazin Lancet bereits die Wogen hochgehen lassen. Nun springt die Stiftung-Warentest http://www.stiftung-warentest.de mit ihrer Neuerscheinung „Die andere Medizin – Alternative Heilmethoden für Sie bewertet“ auf den gleichen Zug auf. Das Konzept der Homöopathie sei nach naturwissenschaftlichem Verständnis nicht plausibel, daher sei die Homöopathie als allgemeines Behandlungskonzept zur Behandlung von Krankheiten und Störungen nicht geeignet, kommt das Buch zum Schluss.

„Verfahren wurden nur nach wissenschaftlichen Maßstab bewertet“, erklärt die Ko-Autorin Krista Federspiel im pressetext-Interview. Das Argument, dass individuelle Therapien nicht notwendigerweise randomisierten Studien standhalten, akzeptiert die Autorin ebenso wenig wie der wissenschaftliche Gutachter Edzard Ernst. Ernst rühme sich zwar damit, ein Institut für Komplementärmedizin zu leiten, habe allerdings noch nie etwas Positives über die Homoöpathie gesagt, erklärt ein Mediziner des AKH-Wien, der anonym bleiben wollte, gegenüber pressetext. „Das stimmt nicht“, kontert Federspiel. Man könne sich allerdings als Unwissender kaum vorstellen, welche Präparate bei der Homöopathie zu Einsatz kommen. Dazu gehöre beispielsweise auch Hundekot, so die Autorin. „Die Messlatte für das Buch lag hoch“, gibt Federspiel zu. „Die therapeutische Wirkung wurde nur anhand von wissenschaftlichen Untersuchungen beurteilt.“ Dabei stellte sich häufig heraus, dass es eben nur mäßige Erfolge gebe.

Ähnlich negativ fällt das Urteil bei der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) aus. „Die Wirksamkeit der TCM ist außer bei Kopfschmerzen für keine andere Erkrankung belegt. Die Risiken sind erheblich. Den diagnostischen Techniken konnte keine Zuverlässigkeit bestätigt werden. Eine Nutzen-Risiko-Abwägung fällt bei Kopfschmerzen aufgrund des schwachen Wirksamkeitsnachweises und der bestehenden Risiken eher negativ, für alle anderen Erkrankungen negativ aus“, so das Buch. Daher sei TCM zur Behandlung von Kopfschmerzen wenig geeignet, zur Diagnose und Therapie bei allen anderen Erkrankungen gar nicht geeignet, lautet das Urteil. Auf die Frage, warum Kliniken wie die renommierte Charite-Berlin oder das Wiener-AKH dann allerdings Akupunktur-Studien unternimmt, meint Federspiel, dass dies mit der steigenden Nachfrage zu tun habe. Es sei traurig, dass sich die Stiftung-Warentest für solche politischen Agitationen missbrauchen lässt, meint der Rektor der TCM-Privatuniversität in Wien, Andreas Bayer, im pressetext-Interview. „Den Autoren des Buches fehlt es an grundlegendem Verständnis. Funktionelle Methoden lassen sich nicht mit Untersuchungsmethoden nachweisen, die auf substantielle Nachweise ausgerichtet sind“, kritisiert Bayer. Nach der Methodik der Evidence-Based-Medicine (EBM) lassen sich Erfolge wissenschaftlichtlich nachweisen.

„Edzard Ernst ist Schulmediziner und hat die chinesische Medizin nicht erlernt“, kontert Bayer. Es sei ebenso unseriös, wenn ein TCM-Mediziner die Schulmedizin diskreditiert. Tatsache sei, dass es sich um zwei völlig verschiedene Gesundheitsmodelle handelt. „Westliche Medizin schneidet bei TCM-Standards ebenso schlecht ab“, kontert der Mediziner. Um den Patienten eine optimale Behandlung zu gewährleisten, wurden strenge Ausbildungskriterien geschaffen. Das gleiche gelte auch bei der Standardisierung der Medikationen.

Insgesamt werden im Buch der Stiftung-Warentest 50 häufig verwendete Verfahren von Akupressur bis hin zur Zelltherapie beschrieben. Da Umfragen zeigen, dass immer mehr Menschen sich mit ihren körperlichen und psychischen Beschwerden und Erkrankungen der Komplementärmedizin anvertrauen, sollte das Buch eigentlich ein Ratgeber darüber sein, wo die jeweilige Methode herkommt, was sie erreichen will, welche wissenschaftlichen Studien es zur Wirksamkeit gibt und wie das Verfahren bewertet wird.