Neues Gen als Auslöser für Autoimmunkrankheiten entdeckt.Eine Buchstabenabweichung im DNA-Code führt zur Erkrankung

(pte/Canberra)- Wissenschaftler der Australian National University (ANU) in Canberra haben ein neues Gen entdeckt, das in Verdacht steht, Autoimmunkrankheiten wie Typ I Diabetes oder Lupus (entzündliches Rheuma) zu verursachen. Dabei werden Organe wie Nieren oder Haut vom körpereigenen Immunsystem angegriffen.

Die Immunologen um Carola Vinuesa von der John Curtin School of Medical Research (JCSMR) an der ANU stellten bei ihren Untersuchungen fest, dass eine Mutation in dem Gen, das sie Roquin nannten, dafür sorgt, dass die für die Immunabwehr so wichtigen T-Zellen eigenes Körpergewebe angreifen. In ihrer Untersuchung imitierten die Wissenschaftler mittels zufälliger Veränderungen am Mausgenom die spontane genetische Veränderung, die natürlicherweise bei Bevölkerungswachstum auftritt. Dabei entstanden neuartige Modelle für Autoimmunkrankheiten. Nachdem die Forscher Anzeichen für Lupus entdeckten, arbeiteten sie sich von dort rückwärts vor und fanden das dafür verantwortliche veränderte Gen.

„Vor Beginn dieser Studie waren weder Existenz noch Funktionsweise von Roquin bekannt. Jetzt wissen wir allerdings, dass im Immunsystem von Säugetieren das Protein Roquin die Aktivitäten von in Teilen des Köpers vorhandenen unzulässigen T-Zellen unterbindet“, so Vinuesa. Das Forscherteam konnte herausfinden, dass eine einzige Mutation im Roquin für die abnormale Aktivierung dieser T-Zellen verantwortlich ist und damit eine Autoimmunreaktion ausgelöst wird, die verschiedenste Teile des Körpers betrifft.

Autoimmunkrankheiten treten auf, wenn das Immunsystem dahingehend aktiviert wird, eine Reaktion gegen normales Körpergewebe zu starten und dieses wie einen Krankheitskeim zu behandeln. Dabei wird das Gewebe dann beschädigt oder zerstört. Bei Typ I Diabetes tritt beispielsweise eine Immunreaktion gegen die Insulin-abgebenden Zellen der Bauchspeicheldrüse auf, bei Lupus kann nahezu jeder Teil des Körpers vom Immunsystem angegriffen werden.

„Eine einzige Nukleotidveränderung beeinträchtigt die Funktionsweise eines Autoimmungenes, das bisher gänzlich unbekannt war“, so Christopher Goodnow, Leiter des Immunogenomics Laboratory am JCSMR. Die Wissenschaftler wollen nun mit der Entwicklung von Methoden beginnen, die eine Mutation des Gens verhindern sollen. Das wäre ein neuer Ansatz zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen.
Australian National University (ANU)
http://www.anu.edu.au