Zulassung von Sildenafil (Viagra®) unter dem Namen Revatio® in den USA im Eilverfahren – Erfolg von interdisziplinären Forschungsarbeiten am Universitätsklinikum Gießen
(idw/he)- In einem Eilverfahren erteilten die amerikanischen Behörden (Food and Drug Administration, FDA) Anfang Juni 2005 die uneingeschränkte Zulassung für Revatio® als Medikament zur Behandlung des Lungenhochdrucks (Pulmonal Arterielle Hypertonie, PAH). Die dieser Zulassung zugrunde liegenden experimentellen und klinischen Studien wurden in den zurückliegenden sechs Jahren am Exzellenzzentrum „Herz und Lunge“ des Universitätsklinikums Gießen durchgeführt. Der auch in Viagra® enthaltene Wirkstoff Sildenafil revolutioniert die Therapie des Lungenhochdrucks. Es ist das erste Medikament, das in Tablettenform auch in frühen Stadien der lebensbedrohlichen Krankheit eingesetzt werden darf.
Die aus den experimentellen und klinischen Untersuchungen resultierenden Ergebnisse der Gießener Lungenforscher wurden in führenden internationalen Fachzeitschriften, wie „Nature Medicine“, „Lancet“, „Annals of Internal Medicine“ und „New England Journal of Medicine“, publiziert und haben den erfolgreichen Einsatz von Sildenafil (Viagra®) gegen Lungenhochdruck weltweit bekannt gemacht.
Zulassung für Deutschland zum Ende des Jahres erwartet
Die US-Zulassung der Potenzpille Viagra® zur Behandlung des lebensbedrohlichen Lungenhochdrucks erfolgte im Eilverfahren aufgrund der akut lebensrettenden Wirksamkeit für weltweit rund 100.000 Patienten. Insgesamt sind von den verschiedenen Formen des Lungenhochdrucks jedoch weltweit rund 100 Millionen Patienten betroffen. Der Hersteller Pfizer Inc. erwartet die europaweite Zulassung des Medikaments unter dem Namen Revatio® für Ende dieses Jahres, so erklärte eine Sprecherin Anfang der Woche in Karlsruhe. Die erweiterte Anwendung der Substanz wird derzeit in weiteren weltweiten Studien überprüft.
Gezielte Durchblutungsförderung mit neuer Substanzklasse
Sildenafil, der Wirkstoff des Medikaments Viagra®, revolutioniert die Therapie des Lungenhochdrucks als Prototyp einer neuen Generation von gefäßerweiternden Medikamenten, die organspezifisch wirken. Sie ermöglichen eine bedarfsangepasste Durchblutungssteigerung. „Nur was gebraucht wird, wird durchblutet; was nicht aktiv genutzt wird, wird nur sparsam versorgt“, so erklärt Prof. Grimminger den Wirkmechanismus. In bestimmten Geweben innerhalb des menschlichen Körpers, z.B. in Penis, Muskeln, Lunge und Gehirn, kann die bedarfsangepasste Durchblutung alters- oder krankheitsbedingt eingeschränkt sein. Diese Organe sind deshalb das potenzielle Ziel der neuen dynamischen Gefäßerweiterer, die intensiv beforscht werden.
Exzellentes Forschungsnetzwerk „Herz und Lunge“ am Universitätsklinikum Gießen
Am Universitätsklinikum Gießen hat sich in der letzten Dekade ein hochrangiges Forschungsnetzwerk mit Schwerpunkt „Herz und Lunge“ formiert. „Hier wird Grundlagenforschung erfolgreich in neue medizinische Behandlungsmethoden umgesetzt“, beschreibt Prof. Werner Seeger, Mitglied des Wissenschaftsrates und gegenwärtiger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, die Struktur. Das Forschungsnetzwerk wird unter anderem geprägt durch den von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereich „Kardiopulmonales Gefäßsystem“ (SFB 547, Sprecher: Werner Seeger), Klinische Forschergruppen auf dem Gebiet der Lungenerkrankungen (Sprecher: Friedrich Grimminger und Andreas Günther), kardiovaskulär und pulmonal ausgerichtete internationale Graduiertenkollegs (Sprecher: Hans Michael Piper und Oliver Eickelberg), Forscher-Nachwuchsgruppen der DFG und der Humboldt-Stiftung, EU-geförderte Verbundforschungseinrichtungen sowie das neu gegründete Lungenzentrum Gießen (University of Giessen Lung Center, UGLC).
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Medizinische Klinik II und Poliklinik
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