Operieren ohne Pumpe

Immer mehr herzchirurgische Eingriffe können heute bereits ohne den Einsatz von Herz-Lungen-Maschinen durchgeführt werden, berichten Experten beim Jahreskongress der Deutschen Herzchirurgen in Hamburg. Unter optimalen Bedingungen, so Prof. Christian-Friedrich Vahl, könnte man in Zukunft bei rund der Hälfte der Bypass-Operationen auf die externe Pumpe verzichten, die mit gewissen Risiken behaftet ist. Diese Perspektive ist besonders für die wachsende Zahl älterer Patienten wichtig.

Hamburg, 14. 2. 2005 – Immer mehr Herzoperationen können heute ohne Unterstützung einer Herz-Lungen-Maschine durchgeführt werden, berichtete Prof. Dr. Friedrich Vahl von der Universität Mainz bei der 34. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie in Hamburg. Für betroffene Patienten hat dieser Trend große Vorteile – denn mit dem Einsatz dieses wichtigen Gerätes, mit dem Herz und Lunge während eines Eingriffs quasi stillgelegt werden, indem das Blut durch die externe Maschine gepumpt und mit Sauerstoff angereichert wird, sind auch eine Reihe von Risiken verbunden. Negative Einflüsse auf das Immun- und Gerinnungssystem oder eine erhöhte Wahrscheinlichkeit von Lungenentzündungen oder Wundinfektionen können die Folge sein.

Schonende Bypass-Eingriffe

Führende Herzchirurgen arbeiten daher kontinuierlich an der Entwicklung operativer Verfahren, bei denen es nicht notwendig ist, das Herz still zu legen und den Kreislauf künstlich zu unterstützen. Möglich ist das heute etwa bei Bypass-Operationen. Werden sie im innovativen „Off-pump“-Verfahren durchgeführt, so wird zwar auch der Brustkorb geöffnet, aber das Herz mechanisch stabilisiert, kann aber weiter schlagen und seine Funktion als Blutpumpe erfüllen. Von den knapp 72.000 Bypassoperationen, die hierzulande jährlich durchgeführt werden, liegt der Anteil der Eingriffe ohne den Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine bei etwas mehr als sechs Prozent – Tendenz steigend. In anderen Ländern ist der Prozentsatz bereits deutlich höher: In den USA, schätzen Experten, dürfte er bei derartigen Eingriffen bald die 50 Prozent-Marke erreichen. „Eine Reihe von Studien beweisen, dass durch die neue Methode das Operationsergebnis qualitativ nicht beeinflusst wird und dass sich Bypasse nach einer Off-pump-Operation nicht schneller verschließen“, fasst Prof. Vahl aktuelle Erkenntnisse zusammen.

Mainz Vorreiter der pumpenlosen Op

In Deutschland ist unter den Vorreitern in Sachen „Off-pump“-Verfahren die Klinik und Poliklinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie der Universität Mainz. Hier wird bereits jede vierte Bypass-Operation ohne eine Herz-Lungen-Maschine durchführt. „Die Indikation zur Anwendung des Verfahrens wird bei uns streng gestellt und das operative Handeln exakt koordiniert“, so Prof. Vahl. „Eine hoch qualifizierte Anästhesie garantiert Kreislaufstabilität während der Operation und optimale Eingriffsbedingungen.“

Wichtig für Senioren-Patienten

Unter solchen Bedingungen, könnte es schon bald möglich sein, sagt der Experte, bei etwa der Hälfte der Bypass-Patienten auf die Herz-Lungen-Maschine zu verzichten. Eine Perspektive, die vor allem für ältere Herzpatienten wichtig ist. Denn sie verkraften die Belastungen einer Operation mit Herz-Lungen-Maschine schlechter als ihre jüngeren Leidensgenossen. Tatsächlich werden die herzchirurgische Patienten immer älter. „Noch 1973 wahr die große Mehrheit der Betroffenen zwischen 40 und 50 Jahren als. Heute sind bereits 41 Prozent der Patienten zwischen 60 und 70, 38 Prozent sogar zwischen 70 und 80 Jahre alt“, rechnet Prof. Vahl vor.

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