Gehirn kodiert Lärmquellen

Anpassung an Geräusche von null bis 120 Dezibel. Die Nervenzellen können sich sehr schnell an unterschiedlich laute Geräusche anpassen und innerhalb weniger hundert Millisekunden feststellen, dass die unterschiedlich lauten Geräusche von unterschiedlichen Quellen kommen.

Quelle: Bild: tinnitus-liga.de Mögliche Hilfe für Tinnitus Patienten
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Mögliche Hilfe für Tinnitus Patienten

(pte/he.vt) Wien – Das Gehirn kann sich an unterschiedlich laute Geräusche von null bis 120 Dezibel anpassen, obwohl es lediglich eine Aufnahmekapazität für 40 Dezibel hat. Dies hat gestern, Dienstag, David McAlpine, britischer Forscher vom University College in London auf dem Forum der European Neuroscience Societies (FENS) 2006 http://fens2006.neurosciences.asso.fr in Wien berichtet. Die Forschungen sind auch ein wichtiger Schritt zum Verständnis von Hörschäden.

Die Nervenzellen können sich sehr schnell an unterschiedlich laute Geräusche anpassen und innerhalb weniger hundert Millisekunden feststellen, dass die unterschiedlich lauten Geräusche von unterschiedlichen Quellen kommen. Außerdem stellten die Forscher fest, dass weniger Nervenzellen benötigt werden, wenn die Geräusche lauter werden. Diese Anpassung verbessert die Genauigkeit, mit der das Gehirn Lautstärken kodiert und die Spannbreite der Geräuschintensität erweitert. Die Feineinstellung des Hörens in der näheren Umgebung kann bis zu 90 Dezibel gehen. Bis vor kurzem gingen die Wissenschaftler davon aus, dass die Nervenzellen nicht die ganze Spannbreite, mit der der Mensch Veränderungen in der Lautstärke unterscheiden kann, ausschöpfen. Aufzeichnungen haben jetzt gezeigt, dass die meisten Hörnerven ihre höchste elektrische Impulsrate sehr schnell bei leisen bis mittellauten Tonstärken erreichen.

Die Experten unternahmen Hörversuche mit Meerschweinchen, um herauszufinden, wie sich die Region im Mittelhirn an unterschiedlich laute Geräusche trotz Hintergrundakustik anpassen kann. Den Tieren wurden Kopfhörer aufgesetzt und über Elektroden die Reaktion der Nervenzellen auf Knistergeräusche aufgezeichnet. Sollte das Hörsystem von Tier und Mensch gleich sein, dann könnten von diesen Untersuchungen Menschen mit Hörproblemen wie Tinnitus oder Hyperacusis, also übersteigertes Hörempfinden, profitieren. Momentan werden Untersuchungen durchgeführt, wie diese Probleme verhindert werden könnten. Die spezifischen zellulären Mechanismen, die diesem Anpassungsmechanismus zu Grunde liegen, sollen jetzt erforscht werden.