Erhöhte Krebsraten rund um Chemie-Fabrik in Ohio

Bayer-Lanxess-Werk produziert auch im Normalbetrieb beträchtliche Mengen Gift

(pte/he.vt) Addyston/Leverkusen – US-amerikanische Gesundheitsbehörden haben in der Nachbarschaft des Chemie-Werks Addyston im Bundesstaat Ohio eine stark erhöhte Rate von Krebserkrankungen festgestellt. Nach der vom Ohio Department of Health veröffentlichten Studie, liegt die Zahl der Krebs-Fälle um 76 Prozent höher als zu erwarten gewesen wäre. Die Fabrik wird vom deutschen Unternehmen Lanxess, einer Ausgliederung des BAYER-Konzerns, betrieben. Die Untersuchung war nach einer Vielzahl von Störfällen, die von der Werksleitung teilweise verheimlicht worden waren, angeordnet worden, berichtet die Coordination gegen Bayer-Gefahren http://www.CBGnetwork.org.

Insgesamt leben nur rund tausend Menschen in Addyston. Zwischen 1996 und 2003 erkrankten 13 unter ihnen an Lungenkrebs, statistisch zu erwarten gewesen wären drei Fälle. Auch andere Krebserkrankungen wie etwa Darm- und Nierenkrebs traten in der Kleinstadt drei Mal häufiger auf als an anderen Orten. „Wir haben diese Probleme erwartet, unsere Sorgen werden durch die Ergebnisse der Studie bestätigt“, erklärte Paul Koval, Toxikologe der US-Umweltbehörde EPA. Auch der Leiter der zuständigen Gesundheitsbehörden, Tim Ingram bezeichnet die Resultate der Untersuchung als beunruhigend.

Die EPA hatte nach mehreren Freisetzungen der giftigen Chemikalien Acrylnitril und Butadien, die als Vorprodukte für die Kunststoffherstellung dienen, berechnet, dass sich das Krebsrisiko der Anwohner um rund 50 Prozent erhöhen würde. Eine Grundschule in unmittelbarer Nachbarschaft des Werks wurde daraufhin geschlossen. Die Werks-Leitung des Unternehmens wies zwar die Verantwortung für die hohe Zahl von Krebs-Fällen zurück, kündigte aber gleichzeitig an, vier Mio. Dollar zur Verhinderung weiterer Störfälle zu investieren. Die Gesundheitsbehörden wollen nun bis zum Herbst in einer weiteren Studie feststellen, wie viele der Erkrankungen direkt von den Emissionen der Chemie-Fabrik ausgelöst wurden.

„Doch auch im Normalbetrieb stößt das Werk in Addyston jährlich 700 Tonnen Schwefeldioxid, Stickoxide, Kohlenmonoxid und Feinstäube aus“, meint Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren im pressetext-Interview. Die Vernachlässigung von Gesundheit und Umwelt zugunsten von Konzernprofiten habe bei Bayer und Lanxess System. „Mehr als 100 Unfälle pro Jahr sind sehr viel“, bestätigt Mimkes. Die inzwischen geschlossene Schule sei nur 50 Meter vom Eintrittsbereich des Unternehmens gestanden. „Bereits in den 1980er Jahren gab es auch in Europa heftige Kontroversen über die Einführung so genannter Abstandserlässe zwischen Wohngebäuden und Chemiefabriken. Diese wurden aufgrund von Protesten seitens der chemischen Industrie wieder gekippt“, so Mimkes. Die Produktion gefährlicher Stoffe wie Acrylnitril oder Phosgen habe aber schlichtweg nichts in der Nähe von Wohngebieten zu suchen – das gelte sowohl für Europa als auch für die USA.