Deutsche Forscher sind Krebsregulatoren auf der Spur

Myc-Signalweg spielt wesentliche Rolle bei vielen Krebsarten

(pte/he.vt) Marburg – Molekularbiologen der Philipps-Universität Marburg http://www.imt.uni-marburg.de haben ein Enzym erforscht, das eine wichtige Rolle bei vielen Krebsarten spielt. Die Forscher sind auf das Enzym gestoßen, da es in Korrelation mit dem lebensnotwendigen MYC-Gen steht. Weil es in vielen Tumoren erhöhte Aktivität aufweist und dort zur unkontrollierten Teilung erkrankter Zellen beiträgt, ist der Myc-Signalweg ein möglicher Ansatzpunkt für Molekularbiologen und Biochemiker, um die Entstehung von Krebs zu verhindern.

Die internationale Forschergruppe um Professor Martin Eilers vom Institut für Molekularbiologie und Tumorforschung (IMT) der Universität Marburg, hat nun einen Weg gefunden, wie sich die Auswirkungen dieses Gens möglicherweise begrenzen lassen. Aus dem MYC-Gen wird zunächst ein Protein namens Myc erzeugt, das auch als Transkriptionsfaktor bezeichnet wird. Dieser aktiviert zahlreiche Zielgene, die zu verstärktem Zellwachstum beziehungsweise Zelltod beitragen. Der Weg lässt sich allerdings nicht verhindern, da Proteine wie Myc keine Angriffspunkte für pharmakologische Substanzen bieten. Sie besitzen nämlich keine eigene enzymatische Aktivität.

Dem Forscherteam ist es aber gelungen eine wichtige Funktion des Interaktionspartners von Myc, das Enzym HectH9, zu identifizieren. HectH9 verstärkt unter anderem die aktivierenden Eigenschaften von Myc. „Die Tätigkeit von Enzymen lässt sich durch Medikamente in vielen Fällen relativ einfach beeinflussen“, so der Molekularbiologe Andreas Hock, der am Projekt mitgearbeitet hat, im pressetext-Gespräch. „Wir hoffen nun, eine Substanz zu finden, die das Enzym hemmen kann und damit das Protein teilweise ausschalten kann.“ Bis zu eine Mio. Substanzen werden nun getestet.

Ursprünglich haben die Wissenschaftler die Stabilität des Myc-Proteins erforscht. Das Protein „lebt“ durchschnittlich 45 Minuten und wird vom Körper abgebaut, sobald bestimmte Substanzen eine so genannte Polyubiquitinkette auf der Myc-Oberfläche aufbauen. „Wir haben dann aber festgestellt, dass das Myc-Protein auch dann noch vom Körper abgebaut wurde, wenn sie durch eine Mutation des Proteins das Andocken des Markierungssignals verhinderten“, so Hock. Daraus schlossen die Forscher, dass die Polyubiquitinkette auch noch eine andere Funktion haben müsse. „Wir haben erkannt, dass diese die transkriptionelle Aktivität des Myc-Proteins verstärkt“, so der Forscher. „Die Polyubiquitinkette erhöht also die Wirkung von Myc auf Zielgene, die daraufhin die Zelle verstärkt zur Teilung anregt“, erklärt Hock. Verstärkte Zellteilung kann zu unkontrollierter Wucherung von Gewebe, insbesondere auch Krebsgewebe führen.