Genetischer Hintergrund der Leberzirrhose entdeckt

Viren und Alkoholmissbrauch an chronischer Entzündung schuld. Gen identifiziert, das über die Schnelligkeit der Vernarbung bei einer Leberentzündung entscheidet.

Quelle: Ärztewoche/pte
Quelle: Ärztewoche/pte

(pte/he-Bonn/Aachen) – Wissenschaftler der Universität Bonn http://www.ukb.uni-bonn.de und der RWTH-Aachen http://www.rwth-aachen.de haben ein Gen identifiziert, das darüber entscheidet, wie schnell die Vernarbung bei einer Leberentzündung voranschreitet. Durch Viren oder Alkoholmissbrauch kommt es nämlich zu einer chronischen Entzündung, wodurch die Leber mehr und mehr vernarbt. Den Forschern ist es außerdem gelungen, ein kleines Eiweißmolekül herzustellen, das im Versuch mit Mäusen die Entstehung einer Zirrhose verzögert. Die Forschungsergebnisse erscheinen in der August-Ausgabe der Fachzeitschrift Nature Genetics http://www.nature.com/ng/index.html .

Den gefährlichen Vernarbungsprozess setzen häufig Hepatitis-Viren in Gang. Dem Immunsystem gelingt es nicht, die eindringenden Viren dauerhaft zurückzuschlagen. Die Entzündung wird daraufhin chronisch. Dabei sterben mehr und mehr Leberzellen ab und werden durch Narbengewebe ersetzt. Endstadium einer solchen Vernarbung ist die Zirrhose. Wie schnell sie voranschreitet, hängt vom Lebenswandel ab. Die Forscher konnten nun aber nachweisen, dass auch genetische Einflüsse die Fibrose beeinflussen.

Dem Forscherteam um Frank Lammert von der Bonner Medizinischen Klinik und Siegfried Matern vom Universitätsklinikum Aachen ist es nun gelungen, das bisher unbekannte Gen zu identifizieren, das die Bildung einer Zirrhose begünstigt. Im Versuch an Mäusen wurden Tiere miteinander gekreuzt, bei denen die Leber nach einer Vergiftung sehr schnell vernarbt und jene, deren Leber unempfindlicher ist. Da die Nachkommen eine unterschiedliche Fibrose-Neigung zeigten, untersuchte das Wissenschaftsteam das Erbgut der Tiere genauer und stieß auf das Gen für den so genannten „Komplementfaktor 5“ (C5).

In anschließenden Untersuchungen stellte sich heraus, dass bei Mäusen, die kein C5 bilden können, die Lebervernarbung nur noch langsam voranschritt. Auch Menschen verfügen über C5. „C5 ist ein Protein des angeborenen Immunsystems, das der Körper bei Krankheiten ausschüttet und das eine starke Entzündungsreaktion hervorruft“, so Lammert. „In der Regel ist das auch gewünscht: Je stärker die Entzündung, desto besser gelingt es unserem Immunsystem in der Regel, mit Krankheitserregern fertig zu werden.“ Wenn der Infekt chronisch wird, kann eine starke Entzündungsreaktion jedoch auf die Dauer mehr Schaden anrichten, als sie nutzt.

Die Forschungsergebnisse sollen die Entwicklung neuer Medikamente ermöglichen, denn bei den 25- bis 40jährigen ist die Leberzirrhose unter allen Krankheiten die zweithäufigste Todesursache. In einem ersten Schritt ist den Wissenschaftlern gelungen, ein Eiweiß-Molekül herzustellen, das die Entstehung der Zirrhose bei Mäusen verzögert.