EU-gefördertes Wissenschaftlerkonsortium beginnt seine Tätigkeit
Nahezu alle biologischen Systeme altern. Im Verlauf dieses Prozesses kommt es zu einem fortschreitenden und irreversiblen Verlust physiologischer Funktionen. Die Folge sind beim Menschen gut bekannt: Ergrauen des Haares, Hautfaltenbildung, allgemeine Abnahme der Leistungsfähigkeit sowie ein Anstieg der Anfälligkeit für zum Teil sehr schwere Erkrankungen, wie zum Beispiel die Alzheimer-Demenz. Was liegt diesem Prozess nun mechanistisch zu Grunde? Trotz intensiver Anstrengungen über Jahrzehnte hinweg ist dies auch heute für kein biologisches System ausreichend gut definiert. Ein neues „Integriertes Projekt“ im 6. Rahmenprogramm der Europäischen Union, das zum 1. Juli 2004 bewilligt wurde und zum 1. Januar 2005 seine Arbeit aufgenommen hat, beschäftigt sich jetzt intensiv mit den Mechanismen biologischen Alterns. Ziel des von der Europäischen Kommission über fünf Jahre geförderten Verbundprojekts, das von Prof. Heinz D. Osiewacz vom Fachbereich Biologie und Informatik wissenschaftlich koordiniert wird, ist es, die molekularen Mechanismen des Alterns experimentell zu untersuchen.
Zum Auftakt findet am 25. Februar 2005 im Biozentrum der Universität Frankfurt, Campus Riedberg (Hörsaal B3), von 9 Uhr bis 18 Uhr ein wissenschaftliches Symposium zum Thema „Grundlagen des Alterns biologischer Systeme“ statt (in englischer Sprache). Bei dieser Veranstaltung berichten und diskutieren zwölf Wissenschaftlerteams aus sieben europäischen Ländern und je ein Team aus Kanada und den USA über ihre neuesten Erkenntnisse. Zu Beginn der Veranstaltung, zu der Journalisten herzlich eingeladen sind, stellen Prof. Jürgen Bereiter-Hahn, Vizepräsident der Universität Frankfurt und Projektteilnehmer, Christian Wimmer, Wissenschaftsreferent der Europäischen Union, sowie Prof. Heinz D. Osiewacz die Schwerpunkte der geplanten Forschungsarbeiten genauer vor. Von 13 Uhr bis 13.30 Uhr findet ein Pressegespräch mit Prof. Heinz D. Osiewacz zu den Zielen des Forschungsverbundes (Biozentrum, Gebäude N 101, 1. Obergeschoss, Lounge) statt.
Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit des Konsortiums ist die Rolle der Mitochondrien, der „Kraftwerke“ der Zelle, denen bei der Generierung der für alle energieverbrauchenden Vorgänge benötigten zellulären „Energiewährung“ (Adenosintriphosphat, ATP) eine entscheidende Rolle zukommt. Insbesondere werden die heute am besten charakterisierten Alternsmodelle, die Hefe Saccharomyces cerevisae, der filamentöse Pilz Podospora anserina, der Fadenwurm Caenorhabditis elegans, die Fruchtfliege Drosophila melanogaster, Maus und Ratte sowie verschiedene Zellkultursysteme biochemisch, genetisch, molekularbiologisch, physiologisch und zellbiologisch bearbeitet. Ziel ist es, die Mechanismen zu definieren und aufzuklären, die während der Evolution von einfachen zu komplexen Systemen hin erhalten geblieben sind und damit in allen Systemen eine Rolle spielen. Gezielte experimentelle Eingriffe in diese Mechanismen, wie sie – anders als beim Menschen – bei den verwendeten Altersmodellen sehr gut durchführbar sind, werden anschließend auf ihre Wirkung, etwa hinsichtlich der Lebensspanne, untersucht. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse lassen sich Konzepte zur Prävention und Therapie altersrelevanter Erkrankungen entwickeln.
Kontakt: Prof. Dr. Heinz D. Osiewacz, Institut für Molekulare Entwicklungsbiologie und Biotechnologie, Telefon 069/798-29264, Fax 069/798-29363, E-Mail: Osiewacz@em.uni-frankfurt.de