Forschungsergebnisse: Rasanter Anstieg von Nierenerkrankungen

Der kürzlich in der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentliche Artikel „Chronic Kidney Disease: The Global Challenge“ prognostiziert einen rasanten Anstieg von Nierenerkrankungen in den nächsten 10 Jahren, und verweist auf die Notwendigkeit einer verbesserten Prävention und Früherkennung.
Die Gesellschaft für Nephrologie teilt die Sorge der britischen Wissenschaftler und sieht sich in ihren Bemühungen, den Urintest als Standard in den hausärztlichen Jahres-checkup zu integrieren, bestärkt.

Jeder kennt den TV-Spot für Entkalkungszusätze bei Waschmaschinen: Die Maschine wäscht und wäscht – bis zum vom Fachmann konstatierten und von der gebeutelten Hausfrau mit Aufschrei beklagten, irreparablen Totalschaden. Und der hätte leicht vermieden werden können…
Mit Sarkasmus ist das Szenario mit dem vergleichbar, wenn der Nephrologe eine terminale Niereninsuffizienz feststellt – der Schaden ist nicht mehr zu beheben, und manch ein Patient stellt sich die Frage, warum er das Risiko nicht früher erkannt hat.

Möglicherweise liegt das daran, dass sich Menschen in Deutschland mehr Gedanken um den Zustand ihrer Waschmaschine als um ihre eigene Gesundheit machen, der Hauptgrund liegt aber wohl darin, dass die Niere ein „leises Organ“ ist und sich Verschlechterungen der Organfunktion nicht gleich durch Schmerzen oder andere auffällige Symptome bemerkbar machen. Die Gesellschaft für Nephrologie arbeitet daher seit Jahren an der Verbesserung des Vorsorgebewusstseins und setzt sich dafür ein, dass zum Jahres-checkup nicht nur die Blutbildanalyse, sondern auch ein Urintest durchgeführt wird.
Rückenstärkung geben die kürzlich publizierten Daten britischer Wissenschaftler: Die Rate der Betroffenen hat sich in Großbritannien bereits in der letzten Dekade verdoppelt, und die Autoren rechnen nicht nur mit einem anhaltenden, sondern noch dramatisch wachsenden Trend und sprechen sogar von einer Bedrohung epidemischen Ausmaßes.

Dieser starke Aufwärtstrend ist in allen Industrieländern zu verzeichnen – auch Deutschland stellt leider keine Ausnahme dar. Die Gründe sind vielfältig – die „Vergreisung“ der Gesellschaft, schließlich ist der graduelle Verlust der Nierenfunktion auch eine Alterserscheinung, aber auch Volkskrankheiten wie Diabetes und Hochdruck, die in unmittelbaren Wechselbeziehungen zu Nierenerkrankungen stehen, sind für die steigende Inzidenz verantwortlich. Gerade die sogenannte diabetische Nephropathie schlägt zu Buche, bereits zur Zeit gibt es weltweit 154 Millionen Diabetiker – und man rechnet auch hier mit einer Verdopplung innerhalb der nächsten 20 Jahre. Verdoppelt sich die Zahl der Diabetiker, so wird sich folglich auch die Zahl der Fälle, bei denen ein terminales Nierenversagen eine Folge des Diabetes ist, verdoppeln. Schon heute sind etwa die Hälfte aller dialysepflichtiger Patienten Diabetiker.

Interessant ist auch der Zusammenhang zwischen Nierenerkrankungen und kardiovaskulären Erkrankungen – beide beeinflussen sich gegenseitig und haben die gleichen Risikofaktoren: Rauchen, Übergewicht, Hochdruck. Demzufolge würden sich Präventionsmaßnahmen gerade auch unter dem Aspekt der Gesundheitsökonomie doppelt auszahlen!

Auch die Früherkennung gewinnt an Bedeutung. Ein erhöhter Eiweißwert im Urin (Mikroalbuminurie) weist auf Nierenschädigungen hin, und ist darüber hinaus – nach neuesten Erkenntnissen – auch ein Marker für Herz-Kreislauferkrankungen. Bislang ist der Test nur im Vorsorgekatalog für Diabetiker enthalten, doch angesichts der dramatisch steigenden Zahlen sei es ratsam, den Urintest in den jährlichen „Jahrescheck“ zu integrieren. Laut Prof. Jan Galle, Pressesprecher der Gesellschaft für Nephrologie, ist diese Forderung auch ökonomisch gerechtfertigt: „Der Albuminurietest ist eine sinnvolle Früherkennungsmaßnahme. Integriert in die Vorsorgekataloge können durch ihn langfristig Kosten, die das Gesundheitssystem erheblich belasten – schließlich sind die Nierenersatztherapien sehr kostenintensiv – vermieden werden. Je früher ein Nierenfunktionsverlust diagnostiziert wird, desto besser kann das Fortschreiten aufgehalten oder zumindest herausgezögert werden – und das zahlt sich langfristig nicht nur gesundheitsökonomisch aus, sondern erspart vielen Betroffenen ein Leben an der Dialyse.“

Für Interviewanfragen oder weitere Detailinformationen steht Ihnen die Pressestelle der Gesellschaft für Nephrologie jederzeit gern zur Verfügung.

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