Ähnliche Immunzellen bei Fisch und Mensch

Max-Planck-Forscher untersuchen Immunzellen von Fischen und wollen so das menschliche Immunsystem besser verstehen.

Quelle: Max-Planck-Institut für Immunbiologie Dendritische Zellen in der Haut eines Fisches. Bild: Max-Planck-Institut für Immunbiologie
Quelle: Max-Planck-Institut für Immunbiologie
Dendritische Zellen in der Haut eines Fisches. Bild: Max-Planck-Institut für Immunbiologie

(mpg.TB-RH /ehj) – An der Reaktion des Immunsystems auf eindringende Krankheitserreger ist eine Vielzahl unterschiedlicher Zelltypen beteiligt, darunter auch so genannte dendritische Zellen. Durch die Untersuchung dendritischer Zellen bei Fischen wollen Forscher mehr über die Entstehung und Funktion dieser wichtigen Immunzellen erfahren. Jetzt ist es Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Immunbiologie in Freiburg und des Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie in Tübingen gelungen, Zellen mit dendritischen Eigenschaften in Medaka-Fischen (Oryzias latipes) zu identifizieren und zu charakterisieren.

Die Reaktion des Immunsystems auf eindringende Krankheitserreger muss rasch und gezielt erfolgen, um den befallenen Organismus vor Schlimmerem zu bewahren. Dabei verlässt sich das Immunsystem auf das Zusammenwirken verschiedener Zelltypen. Die Abwehrzellen werden erst dann aktiviert, wenn vorher spezielle Fresszellen die Erreger aufgenommen, verdaut und den Abwehrzellen zur Prüfung angeboten haben. Zu den Fresszellen gehören unter anderem die dendritischen Zellen, so genannt, weil sie baumartige Verzweigungen ihrer Zelloberfläche zu besonders intensiven Kontakten mit anderen Zellen des Immunsystems nutzen.

Die Wissenschaftler der Arbeitsgruppe um Thomas Boehm vom Max-Planck-Institut für Immunbiologie untersuchen die Evolution wichtiger Signalmoleküle des Immunsystems, der Chemokine und ihrer Rezeptoren. Diese sind an der Entwicklung von Immunzellen und -organen beteiligt und regulieren die Immunantwort. Dabei fanden sie heraus, dass bei Medaka-Fischen der Chemokin-Rezeptor cxcr3a in Makrophagen und dendritischen Zellen aktiv ist. Mithilfe von Fisch-Linien, bei denen cxcr3a durch ein fluoreszierendes Protein sichtbar gemacht wurde, konnte die Gruppe das Zellverhalten von mononukleären Phagozyten in normalen und immunisierten Fischen direkt beobachten und diese Zellen auch aus verschiedenen Geweben isolieren und deren Funktionen näher bestimmen.

Bislang wurden dendritische Zellen vor allem in Mäusen und Menschen untersucht. Die Ergebnisse zeigen nun, wie sehr diese Zellen von Fischen denen von Säugetieren und des Menschen ähneln. Die Forscher erwarten sich von Fischen als neuem Modellorganismus weitere Erkenntnisse über das Immunsystem, auch beim Menschen. Außerdem können sie in lebenden Fischen direkt beobachten, wie die verschiedenen Typen von Immunzellen nach Infektionen miteinander wechselwirken.

Weitere Informationen:

Dr. Thomas Boehm
Max-Planck-Institut für Immunbiologie, Freiburg
Tel.: +49-761-5108-328
E-Mail: boehm@immunbio.mpg.de

Originalveröffentlichung:

Narges Aghaallaei, Baubak Bajoghli, Heinz Schwarz, Michael Schorpp, and Thomas Boehm
Characterization of mononuclear phagocytic cells in medaka fish transgenic for a cxcr3a:gfp reporter
PNAS, 4. Oktober 2010 online vorab veröffentlicht; doi/10.1073/pnas.1000467107