Dem „Immunsystem“ der Zelle auf der Spur

Forschungen bieten Therapien für genetische Krankheiten

(pte/ehj) Wien – Ein wichtiger Schritt in der Erforschung der RNA-Interferenz (RNAi), einer zellulären Abwehrreaktion auf molekularer Ebene, ist einer Gruppe von Forschern der Max F. Perutz Laboratories http://www.mfpl.ac.at und des IMBA http://www.imba.oeaw.ac.at gelungen. RNAi ist ein natürlicher Abwehr- und Steuerungsmechanismus der Zelle, vergleichbar mit dem Immunsystem, der für die Eliminierung unerwünschter RNA-Moleküle verantwortlich ist. Die Vernichtung des störenden Moleküls sei bereits weitgehend erforscht, aber über den Entscheidungsprozess, welche RNA zerstört werden solle, wisse man nur sehr wenig, erklärt Forscher Stefan Ameres.

Die vielfältigen Fähigkeiten von RNA (Ribonukleinsäure) sind seit Jahren Thema wissenschaftlicher Forschung. In der Zelle ist RNA für die Umsetzung genetischer Information in Proteine verantwortlich, die dann weitere Funktionen im Körper auslösen. Störende RNA wird im Körper durch RNAi eliminiert, konkret durch den RNA-Induced Silencing Complex (RISC). Auf diesem Gebiet konnte die jüngste Studie der Wiener Forscher neue Erkenntnisse gewinnen.

Zum einen sei der Eliminierungsvorgang sehr stark davon abhängig, wie gut die Bindungsstelle der störenden RNA zugänglich sei. „Diese Erkenntnis ist wichtig, um diesen Prozess, auch in Medikamenten, effektiv anwenden zu können“, erklärt Projektleiter Stefan Ameres. Dadurch könne man mögliche Therapien sehr spezifisch gestalten. Zum anderen entdeckten die Wissenschaftler einen Kontrollmechanismus, durch den RISC erkennt, ob eine bestimmte RNA wirklich zerstört werden soll.

Diese Prozesse könnten Anwendung in vielfältigen Therapien finden, erzählt Ameres. „Anwendungsgebiete sind grundsätzlich genetisch verursachte Krankheiten, zum Beispiel Parkinson oder Huntington Disease oder trivialere Probleme, wie das Stoppen von Haarwuchs. Auch hier wird momentan eine Creme entwickelt, die durch RNA-Interferenz funktioniert.“