Ältere Geschwister sind intelligenter

Sozialer Status entscheidet über durchschnittliche Intelligenz

(pte/ehj) Oslo – Erstgeborene haben der jüngsten Studie norwegischer Forscher zufolge einen höheren Intelligenzquotienten (IQ) als ihre jüngeren Geschwister, berichten die Wissenschaftler im Science-Magazin. Das Forscherteam um Petter Kristensen von der Universität Oslo http://www.uio.no und Tor Bjerkdal vom Medical Service der Norwegischen Armee hat mehr als 241.000 norwegische Jugendliche zwischen 18 und 19 Jahren untersucht und dabei festgestellt, dass der Intelligenzquotient der Erstgeborenen um durchschnittlich 2,3 IQ-Punkte höher war als jener der jüngeren Geschwister.

Es kommt aber, so die Studie, nicht darauf an, ob es sich tatsächlich um den Erstgeborenen handelt, oder ob er es aufgrund des Verlustes von älteren Geschwistern geworden ist. Hinweise darauf, dass die älteren Geschwister einen höheren IQ haben, gab es schon länger. Eine andere Bevölkerungsstudie kam zum Schluss, dass die Erstgeborenen wesentlich häufiger in hohen Positionen arbeiteten als ihre jüngeren Geschwister. Die später Geborenen, also auch die Dritt- und Viert-Geborenen, scheinen demnach den niedrigsten IQ zu haben. Diese Studienergebnisse wurden in der Bevölkerung heftig diskutiert.

In der jüngsten Studie von Kristensen und Bjerkdal wurde das Abschneiden bei Intelligenztests bei der Musterung herangezogen und mit dem der Geschwister verglichen. Zusätzlich dazu wurden aber auch Familiendaten wie etwa die Gesamtgröße der Familien, das Bildungsniveau der Eltern und das Geburtsgewicht untersucht. Das Ergebnis war deutlich: Die Erstgeborenen wiesen einen durchschnittlichen IQ von 103,2 auf, die Zweit-Geborenen 101,2 und die Dritt-Geborenen 100. Interessant war auch die Tatsache, dass beim Tod des Erstgeborenen innerhalb des ersten Lebensjahres der nachfolgende Bruder ebenfalls einen höheren IQ-Wert aufwies.

Unklar ist den Wissenschaftlern der Grund für das Forschungsergebnis. Die vermehrte Aufmerksamkeit der Eltern bei ihren Kindern könnte ein Grund dafür sein, dass die Erstgeborenen einen erhöhten IQ aufweisen. Der Psychologe Frank Sulloway von der University of California in Berkeley http://www.berkeley.edu meint, dass ein Grund für die höhere Intelligenz der Erstgeborenen auch darin liegen könnte, dass sie häufig ihren jüngeren Geschwistern bei Schulaufgaben helfen und mit ihnen lernen. Experten nehmen auch an, dass eine unbewusst entstehende Rangfolge im Familienverband die höhere Intelligenz der älteren Geschwister verursacht.

Die Arbeit zeige nicht notwendigerweise, dass die jüngeren Geschwister unter ihrem niedrigeren IQ leiden, meint Sullaway. „Es gibt vielmehr deutliche Hinweise darauf, dass Erstgeborene und Später-Geborene in verschiedenen Bereichen gut sind“, meint Sullaway im Hinblick auf den berühmten Forscher Charles Darwin. Darwin wurde als fünftes von insgesamt sechs Kindern geboren und hatte in einigen Fächern auf der Universität Cambridge sehr große Schwierigkeiten. Sein Onkel Josiah Wedgewood beschrieb Darwin allerdings als einen Mann mit großer Wissbegier und Neugierde. Diese Neugierde sei wesentlicher als zwei oder zweieinhalb Intelligenzpunkte, meint Sullaway.