Hormon-Resistenz verstärkt Fettleibigkeit

Forscher identifizieren Störung der Funktion einer Gehirnregion

(pte/ehj) Freiburg – Übergewicht und Fettleibigkeit stören die Funktionsfähigkeit einer spezialisierten Gehirnregion, die das Hungergefühl steuert. Wie ein amerikanisches Forscherteam in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Cell Metabolism“ http://www.cellmetabolism.org/ berichtet, bewirkt ein Überschuss des Hormons Leptin, dass der Körper gegenüber dessen Appetit-regulierender Wirkung resistent wird. Die Studie liefert neue Ansätze für die Entwicklung neuer Medikamente, die übergewichtigen Menschen beim Abnehmen helfen sollen.

Die Untersuchung liefert neue Einblicke in die Resistenz des Körpers gegenüber der Wirkung von Leptin. Dieses Hormon wird im Fettgewebe produziert und hemmt das Hungergefühl. Bei übergewichtigen Menschen und Menschen mit Fettleibigkeit ist die Konzentration von Leptin zwar erhöht – vermutlich aber so stark, dass der Körper nicht mehr auf die Signale der Hormone reagiert.

Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler zwei Mäusepopulationen: Eine ernährten sie fettreich, eine fettarm. Jene Tiere, die mit fettreicher Nahrung gefüttert worden waren, zeigten schon bald Symptome von Diabetes und Fettleibigkeit. Die anderen Mäuse hatten dagegen keine gesundheitlichen Probleme.

Wie die Forscher in ihrer Studie nachwiesen, beeinflusste der Leptin-Überschuss die Funktion des Hypothalmus, einer Region im Zwischenhirn, in der die Nahrungsaufnahme gesteuert wird. Der Hypothalamus besteht aus mehreren Kernen, Ansammlungen von Nervenzellen. „Das besondere an dieser Studie ist, dass die Leptin-Resistenz bei Mäusen erstmals auf einen solchen speziellen Kern des Hypothalamus zurückgeführt werden konnte“, sagt Jochen Seufert vom Universitätsklinikum Freiburg http://www.uniklinik-freiburg.de/ip/splash/start.html im Gespräch. Betroffen ist demnach der Nucleus Arcuatus, der den Energiehaushalt des Körpers steuert.

„Die Wissenschaftler haben sogar spezielle Zellen identifiziert, die wahrscheinlich mit dem Effekt in Verbindung stehen,“ sagt Seufert. Diese müssten nun allerdings auf molekularer Ebene charakterisiert werden. Dann sei sogar die Entwicklung von Medikamenten möglich, die Menschen mit Gewichtsproblemen beim Abnehmen unterstützen. „Mit dem Nucleaus Arcuatus liefert die Studie einen neuen Angriffspunkt“, so Seufert. Mehr als 60 Prozent aller erwachsenen Amerikaner sind übergewichtig, etwa 30 Prozent fettleibig.