Krebstherapie mit magnetischen Nanopartikel

Geringere Dosierungen versprechen zielgenaue Behandlung

Quelle: Christoph Alexiou
Quelle: Christoph Alexiou

(pte.ww/ehj.vt) Erlangen – Forschern der Universität Erlangen-Nürnberg ist es gelungen, mit Hilfe von magnetischen Nanopartikeln Krebsmedikamente zielgenauer einzusetzen. Bei der Chemotherapie zur Tumorbehandlung werden nämlich oft hohe Zytostatikadosierungen, die mit einer Vielzahl unerwünschter Nebenwirkungen verbunden sind, verwendet. Beim neuen Verfahren, das sich derzeit im tierexperimentellen Stadium befindet, konnten die Dosis im Tumor erhöht und die Nebenwirkungen deutlich verringert werden.

„Die Limitierung der systemisch verabreichten Chemotherapeutikamenge ist oft nicht durch die für eine erfolgreiche Behandlung notwendige Dosis gegeben, sondern durch eine, für den Patienten tolerable Zytostatikamenge“, so Christoph Alexiou von der Hals-, Nasen-, und Ohrenklinik, Kopf- und Halschirurgie der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg http://www.hno.med.uni-erlangen.de,. „In den vergangenen 20 Jahren wurden verschiedene regionale und zielgerichtete Applikationen für Medikamente in der Krebstherapie entwickelt, um gesunde Zellen zu schützen und eine höhere Wirkstoffkonzentration im Tumor zu erreichen.“ Bekannt ist den Wissenschaftler nämlich, dass der therapeutische und der toxische Effekt von zellschädigenden Medikamenten oftmals so eng miteinander verbunden ist, dass selbst geringe Veränderungen der Arzneimittelverteilung zugunsten des Zielorgans hilfreich sein können. „Das bedeutet, dass jeder Ansatz, der zu einer gezielten Konzentrationssteigerung eines Chemotherapeutikums im Tumor auch zu einer Erhöhung der therapeutischen Effizienz führt“, so der Experte.

Die Arbeitsgruppe von Alexiou hat in ihren bisherigen Arbeiten magnetische Nanopartikel aus Magnetitteilchen, die stabil in Flüssigkeit gehalten werden, verwendet. „Dadurch verhält sich im Magnetfeld die gesamte Flüssigkeit wie ein ‚flüssiger Magnet‘. Belädt man diese Partikel mit dem Chemotherapeutikum und appliziert sie intraarteriell in Gefäße, die zur Tumorversorgung dienen, ist es möglich mit einem externen Magnetfeld die beladenen Partikel dort zu konzentrieren“, erklärt der Mediziner. Den Forschern ist es gelungen, die Zytostatikamenge im Tumorareal um das 50-fache gegenüber der klassischen, systemischen Chemotherapie zu erhöhen.

„Anwendbar soll diese Therapie zunächst für oberflächlichnahe Tumore, wie etwa Mammakarzinome, Schilddrüsenturore oder andere Krebserkrankungen im Kopfbereich werden“, so der Leiter des Labors für Nanotechnologie und lokale Tumortherapie. Derzeit befinde sich die Forschung noch im tierexperimentellen Stadium. Alexiou geht aber davon aus, dass es in etwa drei Jahren bereits angewendet werden kann. „Wir wollen keine falschen Hoffnungen wecken, da die Arbeit derzeit noch im Grundlagen-Experiment steht.“ Der Forscher sieht die Anwendung allerdings als zukunftsorientierte Methode. „Ziel des Projektes, das jetzt von der Wilhelm-Sander Stiftung http://www.wilhelm-sander-stiftung.de gefördert wird, ist es nun Partikelformulierungen so zu designen und in pharmazeutischer Qualität herzustellen, dass sie in einer klinischen Studie angewendet werden können“, so Alexiou abschließend.