Risiko für Zweitbrustkrebs steigt mit familiärer Vorbelastung

Heidelberger Forscher vermuten andere Ursachen als bei der Ersterkrankung. Brustkrebspatientinnen, deren direkte Angehörige (Mutter oder Schwester) ebenfalls von der Krankheit betroffen sind, haben ein besonders hohes Risiko, an einem zweiten, unabhängig entstandenen Brustkrebs zu erkranken. Epidemiologen aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum errechneten diesen Zusammenhang anhand von Daten des schwedischen Familienkrebsregisters.

Quelle: WP Mammakarzinom, ID T1b
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Mammakarzinom, ID T1b

(pte/ehj) Heidelberg – Brustkrebspatientinnen sind von einem zweiten, unabhängig entwickelten Brusttumor stärker gefährdet, falls ihre engsten Angehörigen – etwa die Mutter oder die Schwester – ebenfalls von der Krankheit betroffen sind. Das ist das Ergebnis einer Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg (DKFZ) http://www.dkfz.de. Die Wissenschaftler hatten dazu das schwedische Familienkrebsregister analysiert, in dem mehr als 100.000 Frauen – bei denen zwischen 1970 und 1992 Brustkrebs diagnostiziert worden war – erfasst sind.

Die Forscher verglichen die Brustkrebsgefahr verschiedener Risikogruppen. Als Vergleichswert definierten sie das Risiko einer Brustkrebserkrankung bei Frauen mit dem relativen Wert 1. Ihr Ergebnis: Sind Frauen familiär vorbelastet, erhöht sich das Brustkrebsrisiko um den Faktor 1,76. „Frauen, deren Angehörige bereits an Brustkrebs erkrankt sind, sollten medizinische Vorsorgeuntersuchungen deshalb besonders ernst nehmen,“ sagt Projektleiter Kari Hemminki vom DKFZ.

In einem nächsten Schritt untersuchten die Forscher das Riskiko an einem zweiten Brusttumor zu erkranken. „Wären die Ursachen für die erste und die zweite Brustkrebserkrankung dieselben, dann wären beide Risiken gleich hoch,“ so Hemminki. Sind sie aber nicht: Denn wie die Forscher mit ihren Berechnungen zeigen konnten, liegt das Risiko bei Patientinnen ohne familiäre Vorbelastung für einen zweiten Brusttumor bei 3,4. Bei Frauen, deren Mutter oder Schwester ebenfalls von der Krankheit betroffen waren, liegt das Risiko für eine zweite Brustkrebserkrankung sogar bei 5,5. Das tatsächliche Risiko könnte sogar noch größer sein, da die Heidelberger Wissenschaftler nur Zweittumore in der nicht betroffenen Brust berücksichtigten.

Die Forscher glauben nun, dass familiärer Brustkrebs und das Zweitauftreten eines Brusttumors unterschiedliche Ursachen haben: genetische bei familiären Brustkrebs, epigenetische bei Zweitbrustkrebs. Epigenetischen Faktoren beschreiben, wie sich Methylgruppen an bestimmte Genbausteine binden. Verändern sich bestimmte epigenetischen Strukturen nach der ersten Diagnose könnten Brustkrebspatientinnen – so die Vermutung der Forscher – für einen zweiten Tumor besonders gefährdet sein. Ihre direkten Verwandten hätten dagegen kein erhöhtes Risiko. Diesen möglichen Zusammenhang wollen die Wissenschaftler nun in Folgeuntersuchungen prüfen.