Komplettes künstliches Herz erstmals eingepflanzt

Neue Hoffnung für Patienten mit schwersten Funktionsstörungen

Quelle: www.klinikum.uni-erlangen.de
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(pte/ehj.vt)  Erlangen – Am Universitätsklinikum Erlangen ist es unter der Leitung von Michael Weyland, Direktor der Herzchirurgischen Klinik, erstmals in Bayern gelungen, einem schwer herzkranken Patienten ein komplett künstliches Herz einzupflanzen. „Das Kunstherz besteht aus dem Spezialmaterial Polyurethan, wobei es im Wesentlichen aus zwei Herzkammern aufgebaut ist und mit Druckluft angetrieben wird“, erklärt René Tandler, Oberarzt am Zentrum für Herzchirurgie Erlangen-Nürnberg.

Der Fachmann führt aus, dass der in diesem speziellen Fall auf ein Spenderherz wartende Patient ohne das künstliche Organ nur noch eine Lebenserwartung von wenigen Wochen gehabt hätte: „Ein Kunstherz stellt immer dann die beste Lösung dar, wenn der Patient Herzerkrankungen wie schwerste Funktionsstörungen beider Herzkammern aufweist oder mit bereits vorhandenen Einschränkungen von Leber und Niere als Folge eines Schockgeschehens zu uns gelangt“, so Tandler. Der Herzchirurg unterstreicht hierbei, dass die Option eines vollständigen Kunstherzens nur dann in Frage käme, wenn für den Patienten mit schwersten Störungen beider Herzkammern ein helfendes Unterstützungssystem nicht mehr sinnvoll erscheine. Außerdem sei in dem vorliegenden Fall die sofortige Transplantation eines lebenden Spenderherzens nicht als Möglichkeit offen gestanden.

Bisherige Transplantationen gesamter Kunstherzen in Deutschland und vor allem in den USA stimmen Tandler insofern optimistisch, als das sich die maximale Überlebensfähigkeit für komplett transplantierte Patienten auf bislang 729 Tage erstrecke und folglich ein bis zwei Jahre effektiv arbeiten. Der Oberarzt gibt zu bedenken, dass „diese vollständigen Kunstherzen jedoch nicht für die Ewigkeit gemacht sind und daher keine Dauerlösung darstellen“. In diesem Zusammenhang weist er auf statistische Erfahrungswerte bei teilweisen Implantationen in Form von Unterstützungssystemen hin, bei denen das Herz nicht komplett ersetzt, wohl aber in seiner gestörten Funktion gestärkt werde: „Hierbei überleben 50 bis 75 Prozent der Patienten die Wartezeit zur Transplantation mit einem lebenden Spenderherzen.“

Im Falle der Transplantation des kompletten Kunstherzens in Erlangen wurde demnach nicht – wie bislang seit dem Jahr 2000 üblich – die eigene Herzfunktion mit Unterstützungsimplantaten befördert, sondern komplett durch eine blutpumpende Maschine ersetzt: „Dieses neue System eröffnet die Überlebensmöglichkeit für Patienten, denen mit den herkömmlichen Systemen nicht mehr geholfen werden kann“, so Tandler.

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Universitätsklinikum Erlangen
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