Kampf gegen unwirksame Antibiotika und resistente Keime

EU-Projekt BURDEN soll neue Lösungsstrategien erarbeiten

(pte/ehj.vt) Freiburg – Um gegen die zunehmenden Antibiotika-Resistenzen in Europa anzukämpfen, wurde das EU-Projekt „Burden of Disease and Resistance in European Nations“ (BURDEN) ins Leben gerufen. Koordiniert wird das Projekt vom Direktor des Instituts für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg http://www.med.uni-freiburg.de, Uwe Frank. Das Projekt wird an 15 bis 20 Krankenhäusern und mehr als 200 Intensivstationen in 20 europäischen Ländern durchgeführt.

„Die Entstehung und Verbreitung antimikrobieller Resistenzen ist eine große Bedrohung für die öffentliche Gesundheit. Insbesondere die Behandlungskosten von Infektionen, die durch antibiotika-resistente Mikroorganismen ausgelöst werden, sind weitgehend unbekannt“, so Frank. „Ein Ziel des Public-Health orientierten Projekts, ist ein entsprechendes Bewusstsein und Verständnis für die gesellschaftliche Dimension des Resistenzproblems zu erzeugen“, erklärt der Mediziner. Das neue EU-Projekt habe auch das Ziel, valide und vergleichbare Informationen zur finanziellen Belastung durch Infektionen und Resistenzen in Europa zu erbringen, meint Frank.

Zunächst sollen im drei Jahre dauernden Projekt quantitative Datenanalysen und individuelle Krankengeschichten realistische Bilder des Ausmaßes der Antibiotika-Resistenz in Europa liefern. „Es besteht eine deutlich erkennbare Korrelation zwischen dem Konsum der Antibiotika und den Resistenzen“, erklärt der Experte. Studien hätten etwa gezeigt, dass die Verschreibung von Antibiotika bei oberen Atemwegsinfekten in bis zu 50 Prozent der Fälle nutzlos sei, weil es sich um virale Infekte handle. Deutlich werde auch am Beispiel Spaniens, wo Antibiotika frei in Apotheken abgegeben werden, wie hoch die Resistenzen gegen die Wirkstoffe dort sind. „Das macht deutlich, dass allzu häufige Verschreibung und hoher Konsum sich in der Zahl der Resistenzen widerspiegelt.“

„Ein Grund, warum auch Intensivstationen an dem Projekt teilnehmen, liegt in der Tatsache, dass diese den höchsten Einsatz von Antibiotika aufweisen und damit auch als Epizentren der Resistenzen bezeichnet werden können“, erklärt Frank. Genaue Informationen bezüglich Morbidität, Verlängerung der Krankenhausverweildauer, Lebensqualitätsverlust oder Letalität sind eine Grundvoraussetzung, die Problematik von Antibiotika-Resistenzen und Infektionskrankheiten richtig einzuschätzen. In Führungsbereichen des Gesundheitssystems, wie etwa bei Politikern, Managern und Spezialisten, aber auch dem Personal im Gesundheitsdienst sollen Lösungsstrategien gegen die drohende Resistenzentwicklung zu diskutiert, entwickelt und umgesetzt werden.

BURDEN basiert auf verschiedenen Netzwerken wie beispielsweise dem der European Respiratory Society (ERS), der Improving Patient Safety in Europe (IPSE), Hospital in Europe Link for Infection Control through Surveillance (HELICS) und der European Surveillance of Antimicrobial Consumption (ESAC) http://www.esac.ua.ac.be. „Im Rahmen des EU-Projekts wird beim 17. European Congress of Clinical Microbiology and Infectious Diseases ECCMID http://www.eccmid-icc.org , der vom 31. März bis 3. April 2007 in München über die Bühne gehen wird, eine Pressekonferenz zum Thema stattfinden“, so Frank abschließend im pressetext-Interview.