Schlauer Defibrillator: Vibration im Brustkorb warnt Patienten

Herzrhythmusstörungen noch schneller behandelbar

Quelle: St. Jude Medical
Quelle: St. Jude Medical

(pte/ehj.vt) Heidelberg – Von schweren Herzrhythmusstörungen, die infolge zum plötzlichen Herztod führen können, sind in Deutschland jährlich rund 100.000 Menschen betroffen. Um eine Überwachung und wenn nötig eine Synchronisation des Herzrhythmus sicherzustellen, entwickelten und implantierten Kardiologen der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg http://www.klinikum.uni-heidelberg.de in Kooperation mit der Firma St. Jude Medical http://www.sjm.de den weltweit ersten Vibrations-Defibrillator.

Im Gespräch mit pressetext weist Jan Zdarek, Produktmanager von St. Jude Medical, darauf hin, dass die Entwicklungszeit zwischen zwei und drei Jahren betrug und die Technik daher keinerlei Probleme macht. Der Fachmann bestätigt die Ausgereiftheit des aus Titan bestehenden Gerätes und verweist auf den kommerziellen Vertrieb.

Eingesetzt in eine Hauttasche auf dem Brustkorb, wird die Elektrode direkt an die Herzwand angeschlossen. Der neue Cardioverter Defibrillator (ICD) mit Namen „Atlas II“ registriert und überwacht den Herzschlag des Patienten. Ziel dabei ist die Normalisierung des Herzschlags durch die Herzkammern, wobei elektrische Impulse vom ICD abgegeben werden. Als Clou überwacht sich das Gerät bei technischen Defekten selbst, indem ein Vibrationssignal ausgegeben wird und somit direkt über eine Störung alarmiert. Durch ein für den Patienten merkliches Vibrieren wird im Bereich der Schrittmachertasche ein Alarm wegen Betriebsstörung nach außen hin mitgeteilt. „Das Vibrieren erfolgt wie beim Handy über eine unrunde, rotierende Scheibe“, so Zdarek. Laut Alexander Bauer, Oberarzt der Abteilung Kardiologie, Pulmologie und Angiologie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, unterscheidet sich der neue Defibrillator von seinen Vorgängermodellen, da „diese mit Tonsignalen arbeiteten und von älteren schwerhörigen Patienten nicht wahrgenommen wurden“. Tritt ein Alarm auf, so ist direkt ein darauf spezialisierter Kardiologe aufzusuchen, der über einen Computer die technischen Daten des Gerätes überprüft.

Die vibrierende Weiterentwicklung des „Atlas II“ muss vor dem Hintergrund einer technischen Defektrate bisheriger Defibrillatoren von rund fünf Prozent gesehen werden. Aufgrund der damit verbundenen Gefahr eines Funktionsverlustes der ICDs, wobei Herzrhythmusstörungen nicht erkannt und/oder unbehandelt blieben, wurde somit eine wesentliche Verbesserung vorgenommen. Ein erster komplikationsfreier Implantationsversuch mit dem neuen „Defi“ erfolgte am 30. 6. 2006 in der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg. Der Patient, ein 64-jähriger Mann, lebt bis heute beschwerdefrei von Herzrhythmusstörungen. In der Folge ist der ICD bei weiteren drei Patienten erfolgreich im Einsatz. Obwohl Zdarek davon ausgeht, dass noch weitere Tests für die Verträglichkeit der Geräte durchgeführt werden müssen, sieht er ergänzende Anwendungsgebiete der „Atlas II“-Technik. Vor allem im Bereich der Blutdrucknotifikation stellt er sich ein noch zu erschließendes Feld vor.