Erfolg einer Depressionstherapie mittels Hirnscan vorhersagbar

Durchblutungsmuster des Cingulums spielt Schlüsselrolle

Quelle: hms.harvard.edu
Quelle: hms.harvard.edu

(pte/hb.vt)  Bonn – Ein Wissenschaftsteam um Nuklearmediziner Hans-Jürgen Biersack, Alexius Joe und Astrid Zobel der Universität Bonn http://www.uni-bonn.de hat entdeckt, dass sich mit einem Hirnscan vorhersagen lässt, ob Patienten auf bestimmte Therapien gegen Depressionen ansprechen werden oder nicht. Um zu dieser Entdeckung zu kommen, behandelten die Forscher 65 depressive Patienten vier Wochen lang mit dem Medikament Citalopram. Sowohl vor Beginn der Behandlung als auch während der Therapie untersuchten sie bei allen Teilnehmern die Hirndurchblutung. „Es stellte sich heraus, dass aufgrund des Durchblutungsmusters einer bestimmten Hirnregion (Cingulum) schon im Vorfeld abzuschätzen ist, ob ein positives Ergebnis der Therapie erreicht werden kann „, erklärt Joe im Gespräch mit pressetext. Die Studienergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Journal of Nuclear Medicine http://jnm.snmjournals.org veröffentlicht.

„Das Cingulum gehört zum limbischen System, das die menschlichen Wahrnehmungen emotional färbt“, erklärt Joe. Bei gesunden Menschen steht dieses limbische System in direkter Verbindung mit der Frontalhirnrinde, die vor allem so genannte Assoziationsfunktionen wahrnimmt. „Bei depressiven Personen ist die Kommunikation zwischen diesen zwei Hirnregionen vermutlich jedoch gestört, wodurch ein Missverhältnis in den Botenstoffen wie etwa Serotonin entsteht“, so Joe. Um die Konzentration des „Glückhormons“ Serotonin wieder zu erhöhen, wird den Patienten Citalopram verabreicht. Die Information kann dadurch wieder verarbeitet und die Emotionskontrolle stabilisiert werden.

Aus den Untersuchungen stellte sich heraus, dass das Cingulum bei den 35 Patienten, die auf Citalopram ansprachen, schon vor Beginn der Behandlung besonders gut durchblutet war. Während der Behandlung sank die Durchblutung in diesem Bereich ab. Bei den 30 Teilnehmern, bei denen das Antidepressivum nicht anschlug, war das Cingulum vor Anfang der Behandlung hingegen geringer durchblutet. Im Laufe der vierwöchigen Behandlung stieg bei ihnen die Blutversorgung in dieser Hirnregion jedoch an. „Bereits vor Beginn der Behandlung unterscheiden sich die Patienten, die auf die Therapie ansprechen, von jenen, bei denen die Behandlung nicht anschlägt“, sagt Joe. „Daher kann man annehmen, dass das Cingulum eine Schlüsselposition einnimmt.“

„Es ist unsere große Hoffnung, gewisse Marker finden zu können, die zeigen, ob eine Therapie gegen Depressionen anschlägt oder nicht“, erklärt Joe. Aufgrund dessen könnten geeignete Therapievarianten ausgewählt und eventuell alternative Behandlungsverfahren eingesetzt werden, um somit die Versorgung der Patienten besser zu gestalten. Die Forscher hoffen, mit ihrer Entdeckung einen wichtigen Schritt in dieser Richtung gemacht zu haben. „Es sind allerdings vorläufige Ergebnisse, die mit größeren Studien noch bestätigt werden müssen“, führt  Joe aus.

Nach Angaben der World Health Organisation (WHO) http://www.who.int nehmen Depressionen nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen den zweiten Platz auf der Liste der häufigsten Krankheiten ein. Die erste Erfahrung mit einer Depression wird üblicherweise in einem frühen Alter gemacht. „Die Erkrankung ist chronisch, geht mit einer langen Ausfallszeit und einem hohen Ressourcenaufwand einher“, erklärt Joe. Schon aus volkswirtschaftlichen Überlegungen sei es daher äußerst wichtig, die Mechanismen, die Depressionen zugrunde liegen, tiefgehend zu untersuchen, so der Forscher abschließend.