Moskitos: Insektizid in Zuckerlösung gegen Malaria

Israelische Forscher töten ganze Stechmücken-Kolonie in Oase

(pte/hb.vt) Jerusalem – Der Hunger nach Süßem könnte den Moskitos das Leben kosten, wie israelische Forscher dies nun zeigen. Wissenschaftler der Hebrew University in Jerusalem haben in einer Oase im Süden des Landes eine gesamte Stechmücken-Population mit relativ einfachen Mitteln ausgerottet: Sie besprühten einen Akazienbaum mit einer Zuckerlösung, die das Insektizid Spinosad enthielt, berichten sie in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Journal of Parasitology http://www.sciencedirect.com.

Weibliche Stechmücken brauchen zur Entwicklung der Eier Blut von Säugetieren. Allerdings ernähren sie sich auch vom Nektar verschiedener Blütenpflanzen. Im Versuch hatten sich die Wissenschaftler Yosef Schlein und Günter Müller deshalb eine Oase ausgesucht, da dort der Bestand von Blütenpflanzen leichter überschaubar war. Zudem war in der Oase eine isolierte und spezielle Stechmückenpopulation heimisch – daher konnte ohne weitere Schäden anzurichten, der Versuch genau überprüft werden. Nach dem Sprühen verschwand nahezu die gesamte Stechmückenpopulation der Oase. Die wenig verbliebenen Mücken waren aller Wahrscheinlichkeit nach neu hinzugekommene adulte Tiere.

Das Insektizid Spinosad ist eine Mischung aus zwei sekundären Metaboliten, dem Spinosyn A und D, die bei der aeroben Fermentation eines Bodenbakteriums (Saccharopolyspora spinosa) gebildet werden. Spinosad hat eine recht selektive Wirkung. Nützlinge werden kaum geschädigt. Problematisch ist hingegen die hohe Bienentoxizität, die jedoch nur besteht, solange der Spritzbelag noch feucht ist. Einmal angetrocknet stellt der Spritzbelag keine Gefahr mehr dar. Bisher gingen Wissenschaftler davon aus, dass Spinosad auf saugende Insekten und Milben keine Wirkung hatte. Auch Nützlinge wie Florfliegen, Marienkäfer, Raubwanzen oder Raubmilben wurden ebenfalls kaum geschädigt. Eine Schädigung der verschiedenen Schlupfwespenarten und der Daphnien (Fischnährtiere) ist jedoch nicht ausgeschlossen. Spinosad ist allerdings kaum toxisch für Säugetiere sowie Vögel und nur leicht toxisch für Fische.

Schlein glaubt, dass das Anpflanzen von Bäumen oder Sträuchern, die für Moskitos attraktiv sind, eine Möglichkeit wäre, gegen die zunehmende Gefahr durch die Insekten anzukämpfen. Die Pflanzen könnten nämlich mit dem Insektizid besprüht werden und wären dann eine einfache und kostengünstige Methode gegen Malaria. Diese Art der Insektenvernichtung könnte vor allem in den ariden Regionen südlich der Sahara eingesetzt werden. Gerade in jenen Gebieten ist Malaria auf dem Vormarsch. „Auch in jenen Ländern, in denen die Stechmücken nur wenige verschiedene Nahrungspflanzen bevorzugen, wären für diese Methode gut geeignet“, so der Forscher.

Die WHO ist derzeit darum bemüht, Mittel und Wege zu finden, die jährlich eine Mio. Todesopfer durch Malaria zu reduzieren. Prinzipiell gehe es darum, den Lebenszyklus der adulten weiblichen Anopheles-Mücken zu kontrollieren. Dazu sollte das Umweltgift DDT wieder eingeführt werden. Zahlreiche Ökologen und Mediziner warnen allerdings davor, denn DDT gilt als eines der persistentesten Gifte überhaupt (pressetext berichtete http://www.pte.at/pte.mc?pte=060802028 ).