Diclofenac steigert nach einer Studie Herzinfarkt-Risiko um 40 Prozent

Pharmaunternehmen Novartis kann Kritik nicht nachvollziehen

(pte/hb.vt)  Newcastle/Wien – Ein Wissenschaftsteam der Universität Newcastle http://www.newcastle.edu.au sowie des Newcastle Mater Hospital http://www.hunter.health.nsw.gov.au/servs_facil/nmmh.htm in New South Wales, Australien, hat in einer groß angelegten Meta-Analyse von Studien zu Schmerzmitteln entdeckt, dass ein oft vorgeschriebenes Medikament, Diclofenac, in üblichen Dosierungen das Risiko an Herzproblemen zu erkranken stark steigert. Um zu diesem Ergebnis zu kommen, analysierten die Forscher die Ergebnisse von 23 klinischen Studien mit insgesamt 1,6 Mio. Teilnehmern. Die Ergebnisse der Studie wurden in der aktuellen Ausgabe der Online-Fachzeitschrift Journal of the American Medical Association http://jama.ama-assn.org veröffentlicht.

Die analysierten Studien beziehen sich Stück für Stück auf schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente. Bei Auswertung dieser Studien stellte sich heraus, dass Diclofenac – eines der ältesten, vor allem in Europa sehr gängigen Medikamente – von allen Medikamenten aus seiner Klasse die schwersten Nebenwirkungen mit sich bringt. Das Schmerzmittel, das auch unter den Markennamen Voltaren, Cataflam, Solaraze und Arthrotec bekannt ist, steigert die Gefahr für Herzinfarkt und plötzlichen Herztod bei normaler Anwendung um 40 Prozent.

In einem Kommentar der Studie empfiehlt David Graham, ein amerikanischer Experte auf dem Gebiet der Medikamentsicherheit der US-Bundesbehörde zur Überwachung von Nahrungs- und Arzneimitteln (FDA) http://www.fda.gov, den europäischen Benutzern, auf Naproxen umzusteigen. Laut der Studie sei dieses Schmerzmittel nicht schädlich für das Herz.

Auf Nachfrage von pte zweifelt Birgit Wandrak, Head Corporate & Pharma Communications des Pharmaunternehmens Novartis Austria GmbH http://www.novartis.at , die Resultate der Meta-Analyse an. „Die größte, jemals zu kardiovaskulärer Sicherheit durchgeführte Studie von Singh et al. mit mehr als 650.000 Teilnehmern und mehr als 2,3 Mio. Patienten-Behandlungsjahren, weist kein erhöhtes Risiko für Herzattacken aus“, so Wandrak. „Diese Studie wird in dieser Meta-Analyse jedoch nur in Fragmenten zitiert.“ Darüber hinaus werde der Wert von 40 Prozent Herzattackenrisiko in kein Verhältnis zu einer anderen Bezugsgröße gebracht. Informationen, wie viele Menschen der 23 Studien diese Inzidenz hatten, wie ihr Profil war und ob sie weitere Arzneimittel einnahmen, fehlen, so Wandrak.

„Aus Artzneimittel-Sicherheitsgründen wird jede gemeldete Nebenwirkung dokumentiert und behördlich gemeldet“, erklärt Wandrak gegenüber pressetext. „Demnach wird die Fachinformation in der Medikamentenpackung angepasst.“ Laut Wandrak werden die kardiovaskulären Nebenwirkungen von Diclofenac noch immer als„sehr selten“ angeführt, obwohl das Arzneimittel seit mehr als 30 Jahren von Ärzten verordnet wird. „Man muss mit Datenmaterial aus der Analyse von Studien sehr verantwortungsvoll umgehen“, fasst Wandrak ihre Skepsis im pressetext-Gespräch zusammen. „Es geht hier schließlich um die Lebensqualität von kranken Menschen.“