Ursache für rheumatoide Arthritis gefunden

Wachstumsfaktor PDGF-D ist verantwortlich

Preisträger Dr. Dirk Pohlers in seinem Labor
Preisträger Dr. Dirk Pohlers in seinem Labor

(pte/he.vt) Jena – Die rheumatoide Arthritis ist die häufigste entzündliche Erkrankung der Gelenke und betrifft etwa ein Prozent der Weltbevölkerung. In Deutschland sind etwa 400.000 Menschen an rheumatoider Arthritis erkrankt. Obwohl man über die Krankheit in den vergangenen Jahren viele neue Erkenntnisse gewonnen hat, konnten ihre Ursachen und Auslösemechanismen bislang noch nicht ganz geklärt werden. Dirk Pohlers, Biochemiker an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena http://www.uni-jena.de, ist das jetzt gelungen. Für seine Studie, die kürzlich auch in der renommierten Fachzeitschrift „Arthritis & Rheumatism“ http://www.interscience.wiley.com/jpages/0004-3591/ veröffentlicht wurde, wurde er mit dem diesjährigen Preis der „Stiftung Wolfgang Schulze“ http://www.rheuma-liga-berlin.de ausgezeichnet.

Bei rheumatischer Arthritis greift das Immunsystem, die körpereigene Abwehr, fälschlicherweise die eigenen Gelenke und Gewebe an und zerstört sie. Typische Symptome für eine beginnende rheumatische Arthritis sind nächtliche und morgendliche Schmerzen der Finger- oder Zehengelenke. Im Laufe der Zeit schreitet die Erkrankung weiter fort und es entzünden sich nach und nach immer mehr Gelenke. Betroffene können sich immer schlechter bewegen, die Gelenke verformen sich und verlieren ihre Funktion. In schweren Fällen drohen sogar Behinderungen und Invalidität. Die Erkrankung ist nicht heilbar.

Eine Forschergruppe rundum Pohlers fand jetzt heraus, dass PDGF-D, eine vor kurzem entdeckte Variante des Wachstumsfaktors PDGF, vermehrt in der Gelenkinnenhaut von Patienten mit rheumatoider Arthritis vorkommt und hier das Zellwachstum anregt. „Da wir PDGF-D vor allem in den rheumatisch-entzündeten Gelenken vorfanden, lag der Schluss nahe, dass dieser Faktor zumindest teilweise für das Wachstum der Gelenkinnenhaut verantwortlich sein könnte“, so Pohlers. Die Tatsache, dass die Gelenkzellen sich nach Zugabe des Wachstumsfaktors deutlich schneller vermehrten, untermauerte diese Annahme.

Darüber hinaus entdeckten die Wissenschaftler, dass die Gabe von PDGF-D zudem zu einer erhöhten Produktion eines Bindegewebe abbauenden Enzyms führte. „Konkret geht es dabei um das Enzym MMP-1, dass das Strukturprotein Kollagen, der Hauptbestandteil von Knorpeln und Knochen, zerstört“, erklärt Pohlers auf Nachfrage von pressetext. „Die erhöhte Produktion dieses Enzyms führt zuerst zum Abbau des Knorpels und darauf zum Abbau des Knochens.“ Nach einiger Zeit ist das ganze Gelenk kaputt und kann es seine Funktion nicht mehr ausüben.

Die Forscher hoffen, dass die Hemmung oder sogar Ausschaltung dieses Wachstumsfaktors möglicherweise zu einer Verlangsamung des Erkrankungsverlaufs und zur Linderung der Beschwerden führen könnte. „Wir haben dazu jetzt einen ersten Ansatz gemacht. Das wichtigste ist nun einen Wirkstoff zu finden, der dies bewirken kann. Das wird jedoch noch viel Zeit kosten“, so Pohlers abschließend gegenüber pressetext.