WEANING – Hoffnung für Patienten mit künstlicher Beatmung

In Greifswald wurde die erste universitäre Spezialintensivstation zur Entwöhnung von Langzeitbeatmung eröffnet

Alles im Blick - Dräger Medical stellt die moderne Technik der neuesten Generation auf der Greifswalder Weaning-Station.
Alles im Blick – Dräger Medical stellt die moderne Technik der neuesten Generation auf der Greifswalder Weaning-Station.

(he.vt/idw)Der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende, Prof. Claus Bartels, hat heute am Greifswalder Universitätsklinikum die erste universitäre Weaning-Station Deutschlands eröffnet. Die Weaning-Station komplettiert das fachliche Spektrum des 2002 in der Hansestadt gegründeten ersten interdisziplinären Thoraxzentrums Mecklenburg-Vorpommerns, in dem Lungenexperten und Thoraxchirurgen eng zusammenarbeiten. Die Spezialintensivstation wird vom Pulmologen Prof. Ralf Ewert geleitet. Die Technik der neuesten Generation stammt von Dräger Medical aus Lübeck. Die Einrichtung eines Weaningplatzes auf höchstem technischen Standard kostet 100.000 €.

Mit der zunehmenden Alterung der Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren ein weiteres gravierendes klinisches Problem herauskristallisiert. Einerseits nehmen schwere chronische Lungenerkrankungen rapide zu, andererseits können auch hoch betagte Menschen heute relativ komplikationsfrei operiert werden. Doch gerade diese beiden Patientengruppen leiden häufig unter mehreren Krankheiten, die oftmals eine schwere Störung der Atemwegsorgane nach sich ziehen. Im krankheitsbedingten Extremfall, bei schweren Infektionen oder aber auch durch einen Unfall kann das zur Lungeninsuffizienz führen. Die Patienten sind dann nicht mehr in der Lage, eigenständig zu atmen. Noch während der notwendigen künstlichen Beatmung setzt das so genannte Weaning an.

Als Weaning (englisch to wean = „abstillen“) bezeichnet man die Phase der Entwöhnung eines beatmeten Patienten vom Beatmungsgerät, also einer maschinellen Atemunterstützung, die bislang zumeist auf einer Intensivstation stattfindet.

Quelle: Foto: UK/Hausmann Prof. Ralf Ewert und Schwester Anette beim Einstellen der neuen Beatmungssysteme vor Eröffnung der Weaning-Station.
Quelle: Foto: UK/Hausmann
Prof. Ralf Ewert und Schwester Anette beim Einstellen der neuen Beatmungssysteme vor Eröffnung der Weaning-Station.

Nach invasiver Langzeitbeatmung mittels Luftröhrenschnitt bei schweren Erkrankungen oder Verletzungen stellt sich die Entwöhnungsphase des Patienten oft als äußerst schwierig dar. Teilweise benötigt es sehr lange Zeit, im Einzelfall bis zu mehreren Wochen, bis die Atemarbeit wieder vollständig selbst übernommen werden kann. Dabei wird die Atemunterstützung durch das Beatmungssystem beständig durch Veränderung der Einstellungen am Gerät reduziert. Über zwei Computer und ein Patientenmanagementsystem an jedem Weaning-Platz können die zwei Fachärzte und 14 Schwestern laufend die Echtzeitwerte der automatischen Beatmung überwachen. Für momentan maximal sieben Patienten sorgen zusätzlich zwei Physiotherapeuten für die Reaktivierung der Vitalitätsfunktionen und der Atemmuskulatur. Eigens für die Weaning-Station wurden zusätzlich erstmals amerikanische Spezialbetten angeschafft. Die Hill-Rom-Betten ermöglichen eine optimale Eigenmobilisierung der Patienten. Mittels Knopfdruck verwandelt sich das High-Tech-Bett längsseits in einen Sessel und eine Aufstehhilfe.

Trennung von Intensivstation und Weaning

Gegenwärtig verfügen die Bundesländer nicht über ausreichend stationäre Beatmungskapazitäten, so dass diese Patienten unnötig lange Intensivbetten belegen, ohne dass auf ihre sehr individuellen Lungenprobleme eingegangen werden kann. Mit der Einrichtung einer hoch spezialisierten Weaning-Station geht die Uniklinik Greifswald jetzt neue Wege in der Krankenbehandlung und Erforschung der Langzeitbeatmung. Es findet eine Trennung zwischen allgemeiner Intensivstation, die hauptsächlich für die Versorgung von Notfällen und frisch operierten Patienten vorgehalten wird, und einer fachlich ausgerichteten „Beatmungsentwöhnungsstation“ statt. Die Heilungschancen der Betroffenen von derzeit 30 bis 50 Prozent sollen durch die Weaning-Station im modernsten Lungenzentrum Mecklenburg-Vorpommerns künftig deutlich erhöht werden. Die Lungenexperten in Greifswald sehen sich mit der neuen Station auf ein aktuelles Bedarfsproblem, das künftig noch stärker an Bedeutung gewinnen wird, beispielgebend eingestellt.

Dräger Medical ist einer der weltweit führenden Hersteller medizintechnischer Geräte. Der Teilkonzern der Drägerwerk AG bietet Produkte, Dienstleistungen und integrierte Lösungen entlang der Patientenprozesskette: von der Notfallmedizin, über den Perioperativen Bereich, der Intensiv- und Perinatalmedizin bis hin zu Home Care. Die Dräger Medical hat ihren Hauptsitz in Lübeck und beschäftigt weltweit rund 6.000 Mitarbeiter (www.draeger-medical.com).

Weitere Informationen:

Universitätsklinikum Greifswald
Klinik Innere Medizin B
Leiter Weaning-Station: Prof. Dr. med. Ralf Ewert
Friedrich-Loeffler-Straße 23, 17487 Greifswald
T +49 (0)3834/86 67 76
F +49 (0)3834/86 66 57
E ewert@uni-greifswald.de
http://www.klinikum.uni-greifswald.de