Genetischer Hintergrund bei Eierstock-Krebs entdeckt

Aktivität von speziellen Genen bei Tumoren abgeschaltet

Quelle: Dr. Krainer
Quelle: Dr. Krainer

(pte/he.vt) Wien – Ein Wiener Forschungsteam hat entdeckt, dass bei Tumoren des Eierstock-Krebses die Aktivität von zwei speziellen Genen fast vollständig eingestellt ist. Das Forschungsteam um Michael Krainer von der Klinik für Innere Medizin I an der Medizinischen Universität http://www.meduniwien.ac.at und Robert Zeillinger, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, hat damit eine Grundlage für eine mögliche frühzeitige Diagnose von Eierstockkrebs geschaffen. Das Projekt ist vom Wissenschaftsfonds FWF http://www.fwf.ac.at unterstützt worden und läuft im Rahmen eines EU-Projekts, das die Diagnose von Eierstock-Krebs optimieren soll.

Jährlich werden 63.000 Fälle von Eierstock-Krebs in Europa diagnostiziert. Auf Grund des Krankheitsverlaufs können klinische Merkmale häufig erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt werden. Das führt dazu, dass jährlich über 30.000 Frauen an den Folgen der Erkrankung sterben müssen. Dem Wissenschaftsteam ist nun ein wichtiger Schritt in der Verbesserung der Diagnose gelungen: Bei einem Vergleich normaler Zellen der Eierstöcke mit Zellen des fortgeschrittenen Eierstock-Krebses konnten molekulargenetische Unterschiede in der Genexpression gefunden werden: Zwei Gene – N33 und EFA6R – sind in den Krebszellen fast vollständig inaktiviert.

„Derzeit deutet sich an, dass diese beiden Gene bereits vor dem Entstehen klinischer Symptome ihre Aktivität verlieren“, erklärt Krainer. Die Wissenschaftler vermuten, dass dies durch Anhängen von Methyl-Gruppen an die Bausteine der Gene erzielt wird. „Eine solche Methylierung lässt sich aber leicht nachweisen und könnte damit erste Hinweise auf den sich entwickelnden Krebs liefern“, so Krainer. „Für die Früherkennung ist die Etablierung molekulargenetischer Marker wie Methylierung von großer Wichtigkeit. Denn diese liefern Informationen über die tatsächliche Entwicklung von Krebs im Körper der jeweiligen Patienten“, erklärt der Mediziner. Solche Untersuchungen wären besonders für Hochrisikopersonen mit einer vererbten Veranlagung für eine Krebserkrankung wichtig, die heute bereits mit einer genetischen Untersuchung identifiziert werden können. Eine solche Untersuchung kostet für eine Indexpatientin derzeit 3.500 Euro. „Das ist eine Investition ins Leben“, so Krainer zu pressetext.

Der Mediziner gibt zu bedenken, dass nachfolgende Tests von anderen Familienmitgliedern nur noch ein Zehntel soviel ausmacht. „Jede Familie weist eine spezielle Veränderung im Gen auf, daher kann man genau sagen, wo dann zu untersuchen ist“, führt der Experte aus. Die Analyse liefert grundlegende Informationen über die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person diese Krebsart auf Grund ihrer erblichen Veranlagung entwickeln wird. Schon heute biete diese genetische Diagnostik Möglichkeiten, kostenintensive Vorsorgeuntersuchungen individuell auf das Risikoprofil der Betroffenen abzustimmen. Zu den vordringlichsten Aufgaben gehöre es nun, diese Testung in das österreichische Gesundheitssystem einzuführen, so Krainer im pressetext-Interview. In Holland, der Schweiz und in Deutschland ist dies in den vergangenen Jahren bereits geschehen. Die Analyse molekulargenetischer Marker kann die Untersuchung der genetischen Veranlagung für zum Beispiel Brust- und Dickdarmkrebs ideal ergänzen.

Die Forschungsergebnisse der Wiener Wissenschaftler werden im Fachmagazin Cancer im November publiziert.