Bio-Garnelen auch in Europa möglich

Öko-Aquakultur als Alternative zu Giftschleudern der Tropen. Die Umweltorganisation Greenpeace hat in den Tieren zum Teil gefährliche Mengen von Antibiotika und anderen Schadstoffen nachweisen können.

Quelle: pte
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(pte/he.vt) Wien/Bremen – Heiß umkämpft ist der weltweite Markt der Shrimps. Der bisher größte Wermutstropfen der Meeresfrüchteliebhaber war, dass viele der Krustentiere aus Aquakulturen stammen, die ganz und gar nicht nach ökologischen Kriterien geführt werden. Die Umweltorganisation Greenpeace hat in den Tieren zum Teil gefährliche Mengen von Antibiotika und anderen Schadstoffen nachweisen können. Das Bremer Unternehmen Polyplan http://www.polyplan-gmbh.de hat nun eine ökologische Aquakultur entwickelt, bei der das Prozesswasser nach biologischer Reinigung wieder in den Kreislauf zurückgeführt wird.

„In den riesigen Shrimpsfarmen in Indonesien, die bis zu 5.000 Hektar groß sind, werden auf engstem Raum extrem viele Tiere gehalten. Bis zu einem Drittel der Weltmarktproduktion stammt aus Aquakulturen“, erklärt Stefan Bruns, Geschäftsführer von Polyplan im pressetext-Interview. Die Shrimpteiche, die vorwiegend in Küstennähe angelegt sind, tragen zur Zerstörung von wertvollen Mangroven bei. „Da Anlagen zur Wasserreinigung fehlen, oder nur ansatzweise vorhanden sind, werden Bekterienbildung und Krankheiten begünstigt. Daher werden Antibiotika und Chlor eingesetzt“, erklärt Bruns. Nach der Nutzung von fünf Jahren müssen die Teiche stillgelegt werden. „Die Böden sind danach kaputt. Weitere negative Folgen des laufenden Betriebes sind der große Frischwasserverbrauch dieser Aquakulturbetriebe“.

Ein technischer Lösungsansatz ist zunächst die Verwendung von so genannten Rezirkulationssystemen. Dabei wird das biologisch gereinigte Wasser wieder in den Kreislauf zurückgeführt. „Eine solche Salzwasser-Kreislaufanlage betreibt das Unternehmen Polyplan als Forschungs- und Entwicklungsprojekt gemeinsam mit dem Zentrum für marine Tropenökologie und dem Land Bremen“, erklärt Bruns. Darin lassen sich Shrimps der Gattung Penaeus vannamei (auch White-Tiger-Shrimps genannt) ohne Medikamente oder andere chemische Zusätze nachhaltig erzeugen. „Die Vorgaben einer Energie- und ressourcenschonenden Erzeugung bei möglichst einfacher Bedienbarkeit wurde erfüllt“, so Bruns zu pressetext.

Das technologische Konzept von Polyplan umfasst unter anderem eine effiziente und optimale Aufbereitung des Prozesswassers, um die Wasseraustauschrate so klein wie möglich zu halten. „Außerdem sind für eine bestmögliche Futterausnutzung mehrere Organismengruppen in den Stoffkreislauf integriert. So werden Algen in speziellen Photo-Bioreaktoren das im Wasser gelöste Nitrat und Phosphat zu Futter für Garnelen oder zu Algenbiomasse, einem anderen Hochpreisprodukt in der Kosmetik- und Pharmaindustrie, verwendet“, erklärt der Experte. In einem veränderten Verfahrensschritt werden die Algen allerdings durch ein anderes Hochpreisprodukt ersetzt: Tridacna-Muscheln, die am Markt Höchstpreisen erzielen und die nach dem Artenschutzübereinkommen nicht importiert werden dürfen. Darüber hinaus lassen sich mit dem Abwasser Abalone-Schnecken, die am südostasiatischen Markt eine Delikatesse sind, züchten.

„Derzeit arbeiten wir daran, die Nahrung der Garnelen zu verändern, um weniger tierisches Eiweiß verfüttern zu müssen“, so Bruns. An diesem Projekt sind das ZMT in Bremen und führende Experten aus den USA beteiligt. Das Expertenteam von Polyplan hat nun errechnet, dass der optimale Shrimp-Besatz bei rund zehn Kilogramm pro Kubikmeter Wasser liegt. Jährlich lassen sich mit dieser Methode bis zu 15 Tonnen Shrimps, 2,2 Tonnen Abalone und rund 500 Kilogramm Tridacna-Muscheln herstellen.