US-Abgeordneter lässt Klimaforscher überprüfen

Wissenschaftler unter politischem Druck

Quelle: IPCC
Quelle: IPCC

(pte/Washington/London) – Ein weiterer Fall vom Ende der Freiheit der Forschung erschüttert die US-amerikanische Wissenschaftswelt: Weil der republikanische Kongress-Abgeordnete Joe Barton http://joebarton.house.gov die Studien von Klimaforschern anzweifelt, hat er das Privatleben inklusive der finanziellen Hintergründe der Experten durchleuchtet. Die Wissenschaftskollegen reagieren auf dieses Vorgehen mit heftiger Kritik, berichtet BBC-Online.

Die drei Klimaexperten Michael Mann, Raymond Bradley und Malcolm Hughes haben Ende der 90-er Jahre eine Arbeit über die globale Erwärmung veröffentlicht, in der sie grafisch die Erderwärmung der vergangenen 1.000 Jahre dargestellt haben. Demnach ist ein steil nach oben ragender Temperaturanstieg seit Anfang des Jahrhunderts zu verzeichnen, der am Diagramm einem „Hockeyschläger“ ähnlich sieht. Seit damals ist die Arbeit von zahlreichen Wissenschaftsmagazinen als „Ikone der Erderwärmung“ bezeichnet worden.

Der Kongressabgeordnete Barton hat das Forschungsergebnis, auf dem auch zahlreiche andere Studien aufbauen, in Zweifel gestellt. Ende Juni hat Barton die drei Autoren schriftlich verständigt. In seiner Rolle als Vorsitzender des Committee on Energy and Consumption forderte er die Forscher auf, ihre gesamte Karriere und die Erkenntnisse ihrer Forschung offen zu legen. Dabei wirft der Politiker den Wissenschaftlern „methodische Fehler“ und „falsche Datenerhebung“ vor. Anschließend schrieb der Politiker an den Direktor des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), der die Daten im Klimabericht verarbeitete. Auch der Direktor des US-National Science, dessen Organisation die Klimastudien finanziell unterstützt, erhielt ein Schreiben. Erschreckend an den Schreiben, so berichtet BBC, sei der aggressive und fordernde Ton des Politikers.

Die Forscher haben mit großer Verwunderung auf das Vorgehen des Politikers reagiert. Schützenhilfe erhalten die Wissenschaftler vom demokratischen Abgeordneten Henry Waxman, der Barton aufforderte, die Drohungen zurückzuziehen. Es gebe Menschen, die ein solches Vorgehen als Versuch einer Bedrohung sehen, wissenschaftliche Daten, die unerwünscht sind, zu unterdrücken. Die drei Experten erhalten Schützenhilfe von prominenter Seite: so stellten sich die American Association for the Advancement of Science, der eben erst ernannte Präsident der US National Academy of Sciences und die europäische Geophysikalische Union hinter die Forscher. Thomas Crowley, Klimaexperte an der Duke University, dessen Untersuchungen zu ähnlichen Ergebnissen führten, warnt vor Äußerungen von Politikern wie Barton. „In Zukunft könnten auch Paläontologen und Molekularbiologen über Daten und Ergebnisse der Evolution befragt werden“. Bereits Anfang 2003 hatten mehr als 60 prominente US-Forscher ihrer Regierung vorgeworfen, Resultate aus politischen Gründen zu manipulieren. Darunter fanden sich auch Studien über die Klimaveränderung.