Genetik: Was beim Williams Syndrom im Gehirn vor sich geht

Genetische Anomalien verhindern normale Reaktionen

(pte/Bethesda) – Wissenschafter des National Institute of Mental Health http://www.nimh.nih.gov haben Hinweise darauf entdeckt, was im Gehirn von so genannten „überfreundlichen“ Menschen vor sich geht. Die Forscher untersuchten die Unterschiede in den Gehirnen von Personen, die unter einer Anomalie leiden, die sie höchst kontaktfreudig macht. Mittels Scans wurden jene Gehirnbereiche identifiziert, die beim Anblick Angst machender Gesichter nicht entsprechend reagierten. Das Team erklärte in Nature Neuroscience, http://www.nature.com/neuro dass diese Forschungsergebnisse das Verständnis von sozialen Funktionsstörungen verbessern könnte.

Menschen, die am Williams Syndrom leiden, fehlen rund 21 Gene auf dem Chromosom 7. Ihr Mangel an Furcht bedeutet, dass sie sich auch mit Fremden impulsiv auf soziale Situationen einlassen. Sie leiden häufig an starker Angst vor Spinnen oder großer Höhe. Betroffen ist laut BBC rund einer von 25.000 Menschen. Die Wissenschafter konzentrierten sich auf die Amygdala, jenen mandelförmigen Bereich in den Tiefen des Gehirns, die mit der Regulierung sozialen Verhaltens in Zusammenhang gebracht wurde. Mittels fMRI Scans wurden die Gehirne von 13 gesunden Freiwilligen und 13 Patienten mit Williams Syndrom untersucht.

Allen Teilnehmern wurden wütende oder Furcht erregende Gesichter gezeigt. Bei gesunden Gehirnen würde dieser Anblick zu einer starken Reaktion in der Amygdala führen. Die Scans zeigten jedoch bei Personen mit Williams Syndrom eine deutlich geringere Aktivität. In einem nächsten Schritt wurden den Teilnehmern Bilder von bedrohlichen Szenen, wie Flugzeugabstürze, gezeigt. In dieser Serie kamen weder Menschen noch Gesichter vor. Bei Personen mit Williams Syndrom war die Reaktion in der Amygdala abnormal erhöht. Die Wissenschafter identifizierten zusätzlich drei Schlüsselbereiche des präfrontalen Cortex, die bei den Betroffenen nicht normal reagierten. Dabei handelte es sich um den dorsolateralen, den medialen und den orbitofrontalen Bereich. Alle diese Bereiche spielen bei der emotionalen Bewertung einer Situation eine wichtige Rolle.