Gentechnologie hilft gegen Afrikas Hunger nicht

Experte: Gates-Foundation lässt Nachhaltigkeit vermissen

(pte/Nairobi/Wien) – Afrikas führende gemeinnützige landwirtschaftliche und wissenschaftliche Organisation, die Africa Harvest Biotech Foundation International http://www.ahbfi.org, will mit neuem genetisch verändertem Sorghum den Hunger von Mio. Menschen stillen. Die Anfang der Woche verschickte Meldung, wonach die von der Bill & Melinda Gates Foundation finanzierte Beihilfe Grand Challenges in Global Health in Höhe von 16,9 Mio. Dollar die Probleme lösen soll, stimmt Experten skeptisch. Nach Ansicht von Umwelt- und Gentechnikexperten verbergen sich hinter dem Vorhaben neue Gefahren.

Das Konsortium, das unter dem Namen African Biofortified Sorghum Project arbeitet, will die Züchtung von nahrhafteren, leichter verdaulichen Sorghums mit höherem Gehalt an Provitamin A und Vitamin E, Eisen, Zink, essentiellen Aminosäuren und Protein entwickeln. Ein Prototyp mit höherem Lysinanteil wurde bereits hergestellt. Was auf den ersten Blick als herkömmliches Zuchtprogramm aussieht, stellt sich in Wirklichkeit allerdings als Projekt der Gentechnologie für den Schwarzen Kontinent dar.

Das Konsortium wird eine neue Sorghumart für die über 300 Mio. afrikanische Bürger entwickeln, die in Trockenregionen des Kontinents leben und auf diese Getreideart als ihre primäre Nahrungsquelle angewiesen sind. Sorghum ist eine der wenigen Getreidearten, die auch in trockenen Klimazonen gut wächst. Allerdings fehlen diesem Getreide die meisten essenziellen Nährstoffe, und es ist gekocht schwer verdaulich, berichtet das Unternehmen SuperSorghum http://www.supersorghum.org .

„Gerade unter Trockenstress zeigen Gentech-Pflanzen immer wieder Probleme: Gene werden z.B. abgeschaltet wie das bei den virusresistenten Zuckerrüben, den Sojabohnen und auch bei der Gentech-Baumwolle geschehen ist“, argumentiert der Gentechnik-Experte Werner Müller von Global2000 http://www.global2000.at im Gespräch mit pressetext. „Mangel entsteht durch Mangel an Geld. Viele Früchte, die am lokalen Markt angeboten werden, können sich die Menschen nicht leisten, weil sie kein Geld haben. Diese Früchte sind reich an Mineralstoffen, Eiweißen und Vitaminen“, führt der Fachmann, der auch Leiter des Büros für Ökologische Risikoforschung ecorisk http://www.eco-risk.at ist, aus. Diese Vielfalt kann und soll gar nicht in einer Pflanze verbunden werden.

Der Wissenschaftler findet es außerdem bedenklich, dass eine Kultursorte in ihren Zentren der Biodiversität gentechnisch verändert wird. „Da die Gene nicht wieder zurückgenommen werden können, ist somit die genetische Integrität der alten Kultursorten und der Wildpflanzen auch gleich ruiniert“, so Müller, der zu bedenken gibt, dass es bis heute unklar ist, was wirklich in den Zellen abläuft. „Wenn wir eines Tages erkennen, dass die neuen synthetischen Gene doch schädigend auf das Immunsystem wirken, dann hat man die Kulturfrucht und das Grundnahrungsmittel für 300 Mio. Menschen kaputt gemacht“.

Müller findet es schade, dass die Gates-Foundation von biologischer Landwirtschaft und ihren Erfolgen gerade in den afrikanischen Regionen immer noch nichts mitbekommen habe. „Gates sollte sich die Dinge besser anschauen und einen eigenen Berater für Nachhaltigkeit installieren, so könnten solche groben Fehler vermieden werden und den wenig beachteten biologischen Alternativen zum Durchbruch verholfen werden.“