Prototyp eines neuen automatischen Pollenmonitors heute in Freiburg vorgestellt
Der Deutsche Wetterdienst präsentierte heute zusammen mit seinen Projektpartnern aus Wissenschaft und Industrie in Freiburg die erste lauffähige Version eines automatischen Pollenmonitors. Die neue Technik wurde im Rahmen des Verbundprojekts „OMNIBUSS“ im Forschungsschwerpunkt Biophotonik, der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, erforscht. Der Forschungsschwerpunkt Biophotonik setzt optische Technologien für die Erforschung von biologischen Systemen wie beispielsweise Pollen, Krebszellen oder Krankheitserregern ein.
„Mit der heute vorgestellten ersten lauffähigen Version des Pollenmonitors, haben wir einen zentralen Meilenstein des Verbundprojektes erreicht“, erklärte Wolfgang Kusch, Vize-Präsident des DWD, bei der Pressekonferenz in Freiburg. „Ich bin überzeugt, dass mit dem automatischen Pollenmonitor für Millionen Allergiker in Deutschland ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung ihrer Lebensqualität geleistet werden kann.“ Seit Anfang der 80er Jahre werden der Öffentlichkeit vom Deutschen Wetterdienst – in Kooperation mit der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID) – Polleninformationen zur Verfügung gestellt. Jedoch ist das derzeit verwendete Verfahren personal- und zeitaufwändig. Es können daher jeweils nur Tagesmittelwerte für den Vortag angegeben und für die Vorhersage verwendet werden. Durch den neu entwickelten Pollenmonitor ist der Aufbau eines Messnetzes denkbar, das Daten über die aktuelle Pollenflugsituation liefert und damit zu einer Verbesserung der Pollenflugvorhersagen beitragen kann.
Das heute vorgestellte Gerät basiert ebenso wie die herkömmliche Methode auf einer mikroskopischen Auswertung. Die Identifizierung und Unterscheidung der Pollen erfolgt jedoch durch ein automatisches Mustererkennungsverfahren: Mittels so genannter grauwertbasierter Invarianten wird den Pollen quasi ein Fingerabdruck abgenommen, anhand dessen die jeweilige Pollenart erkannt werden kann. Dazu müssen die Pollen zunächst der Luft entnommen, auf einer Sammelfläche
abgeschieden und für die Mikroskopie präpariert werden. Eine Unterscheidung von biologischen und nicht-biologischen Partikeln erfolgt mittels der Fluoreszenzeigenschaften der Pollen. Biologische Partikel, insbesondere. Pollen zeigen z. B. bei Bestrahlung mit blauem Licht eine typische Eigenfluoreszenz. Die so erzeugten Bildstapel der Pollen liefern die Grundlage für die Berechnung der Invarianten als typisches Merkmal („Fingerabdruck“) jeder Pollenart. Die Erkennung selbst wird von einem Klassifikator übernommen, dem zuvor die einzelnen Pollenarten mittels ihrer Fingerabdrücke vorgestellt wurden und der dann die Artgenossen identifizieren kann. Das Institut für Informatik in Freiburg hat hierfür die spezielle Erkennungssoftware entwickelt, ohne dabei pollenspezifischen Codes zu verwenden. Vielmehr kann dem Klassifikator auch die Erkennung von Pilzsporen oder auch ganz anderen Partikeln beigebracht werden.
Der Aufbau des Gerätes wurde gemeinsam mit den Projektpartnern Fraunhofer IPM (Freiburg), Fraunhofer ITEM (Hannover) und den Firmen Hund Wetzlar und der Breitfuss Messtechnik GmbH realisiert.
Der erstmals der Öffentlichkeit vorgestellte Pollenmonitor wurde im Labor ausgiebig getestet und erreicht schon in der jetzigen Entwicklungsstufe eine Erkennungsrate von etwa 90 %. Damit ist der Durchbruch in Richtung einer vollautomatisierten Pollenerkennung gelungen, die es in Zukunft ermöglichen soll, für den jeweiligen Messort flächendeckend und innerhalb kürzester Zeit stündlich die Pollenkonzentration anzugeben. Mit diesen Daten kann nach Abschluss der Entwicklung u. a. das atmosphärische Vorhersagemodell des Deutschen Wetterdienstes gefüttert werden, mit dem Ziel einer objektiven, zeitlich und räumlich hoch aufgelösten Pollenflugvorhersage. Für die mehr als zwölf Millionen Pollenallergiker in Deutschland würde dies einen enormen Vorteil bedeuten.
Weitere Informationen:
http://www.biophotonik.org