Die Peritonealdialyse bietet dem Patienten Vorteile, wird in Deutschland jedoch wenig angeboten / Schonende Alternative zur Hämodialyse an der Maschine
In Deutschland sind rund 60.000 Patienten auf eine regelmäßige Blutwäsche angewiesen. Nur etwa fünf Prozent wenden täglich ein Verfahren an, das schonend und sehr effektiv den Körper von Schadstoffen befreit und entwässert: die Bauchfell-Blutwäsche (Peritonealdialyse, PD) – im Gegensatz zu 15 Prozent aller Dialysepatienten weltweit.
Neue Forschungsergebnisse und Techniken sprechen dafür, Patienten diese Alternative zur Blutwäsche an der Maschine (Hämodialyse, HD) verstärkt anzubieten. Dies hat eine Tagung an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg am 12./13. Februar 2005 gezeigt.
Höhere Lebenserwartung nach Nierentransplantation, bessere Funktion der Spenderniere
„Dass die Bauchfelldialyse Vorteile bietet, haben wissenschaftliche Studien in den letzten Jahren erwiesen“, erklärt Professor Dr. Martin Zeier, Ärztlicher Leiter der Sektion Nephrologie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg. „Hier ist Deutschland jedoch nach wie vor ein Entwicklungsland.“ So zeigen umfangreiche Daten aus den USA, dass PD-Patienten eine höhere Lebenserwartung nach Nierentransplantation haben als HD-Patienten. Erhalten PD-Patienten eine Spenderniere, funktioniert das Transplantat zu Beginn schneller als bei HD-Patienten. Auch bei der Zufriedenheit mit ihrer Behandlung liegt Bauchfelldialyse vorne.
Das Verfahren ist seit rund 25 Jahren eine Behandlungsmöglichkeit für Patienten, deren Nieren versagt haben. Im Gegensatz zur Hämodialyse, die seit etwa 40 Jahren praktiziert wird, ist dafür keine Maschine erforderlich. Die Filterfunktion übernimmt das Bauchfell, das den Bauchraum auskleidet. Über einen kleinen Kunststoffkatheter, der in den Bauch eingeführt wird, wird mehrmals täglich Dialyseflüssigkeit (Dialysat) aus einem Beutel eingelassen. Das Bauchfell filtert die Giftstoffe aus dem Blut und setzt sie in das Dialysat ab, das dann über den Katheter wieder aus dem Bauchraum abgelassen wird. Dadurch wird der Körper kontinuierlich und schonend entgiftet.
„Vor allem Patienten mit Kreislaufproblemen profitieren von dieser sanften Dialyse“, erklärt Dr. Vedat Schwenger, Leitender Oberarzt der Sektion Nephrologie der Medizinischen Klinik. Denn für sie ist eine intensive Entgiftung mit starkem Flüssigkeitsentzug bei einer Hämodialyse, die dreimal wöchentlich für mehrere Stunden durchgeführt wird, problematisch. Weitere Vorteile sind: Der Patient muss nicht ins Dialysezentrum, sondern kann sich flexibel zu Haus selbst behandeln und stellt sich nur einmal alle sechs Wochen im Dialysezentrum vor.
Risiko Bauchfellentzündung / PD für ältere schwerkranke Patienten oft nicht geeignet
„Allerdings müssen bestimmte Voraussetzungen von Seiten des Patienten erfüllt sein“, warnt Dr. Schwenger. Da das Risiko einer Bauchfellentzündung besteht, müssen Hygienevorschriften eingehalten werden. Durch technische Neuerungen wie sterile geschlossene Dialysatsysteme konnte das Risiko mittlerweile auf etwa eine Bauchfellentzündung pro 40 bis 70 Behandlungsmonate reduziert werden. Zudem ist die PD wenig für ältere Patienten mit Zusatzerkrankungen geeignet, die eine Überwachung im Dialysezentrum benötigen. Dagegen wird die Bauchfelldialyse häufig bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt, sofern keine medizinischen Gründe dagegen sprechen und die Patienten und ihre Eltern den Umgang mit dem Verfahren beherrschen.
Ideal ist die Bauchfelldialyse außerdem für jüngere Patienten, die flexibler auf die Anforderungen des Berufslebens reagieren möchten und keine streng geregelten Arbeitszeiten haben. Hier hat sich auch der Einsatz des „Cyclers“ bewährt, eines Geräts, das in der Nacht, während der Patient schläft, die Flüssigkeit im Bauchraum austauscht.
Bei Rückfragen:
Dr. Vedat Schwenger
Leitender Oberarzt der Sektion Nephrologie
der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 3 52 65
E-Mail: vedat_schwenger@med.uni-heidelberg.de
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