Brustkrebs-Screening: Intensivkurs für Pathologen

Bei etwa drei von 100 Frauen, die an einem Mammographie-Screening, das heißt einer Röntgen-Reihenuntersuchung auf Brustkrebs, teilnehmen, muss das Ergebnis durch eine Gewebeuntersuchung näher abgeklärt werden. Die Mehrzahl der betroffenen Frauen hat jedoch Glück: Nur jede vierte bis fünfte der radiologisch verdächtigen Herde erweisen sich tatsächlich als bösartig. Bezogen auf alle Frauen, die sich einem Screening unterziehen, bedeutet dies, dass weniger als ein Prozent der

Teilnehmerinnen tatsächlich an Brustkrebs erkrankt ist. Auf diese Daten aus den Erfahrungen anderer westeuropäischer Länder, in denen bereits eine Reihenuntersuchung auf Brustkrebs etabliert ist, verweist Prof. Dr. Werner Böcker, Direktor des Gerhard-Domagk-Instituts für Pathologie des Universitätsklinikums Münster (UKM) im Vorfeld des am 18./19. Februar 2005 an seinem Institut stattfindenden ersten Intensivkurses für Pathologen, die am jetzt beginnenden Mammographie-Screening in Deutschland teilnehmen.

Das Pathologische Institut des UKM und namentlich die Prof. Böcker und Dr. Thomas Decker, wurden von der für das Screening in Deutschland verantwortlichen „Kooperationsgemeinschaft Mammographie“ mit der Durchführung der mehrmals im Jahr stattfindenden jeweils zweitägigen Kurse beauftragt. Insgesamt werden etwa 350 Pathologen aus dem gesamten Bundesgebiet an diesem Intensivtraining in Münster teilnehmen. Diesen Medizinern kommt im gesamten Screening-Prozess insofern eine besondere Verantwortung zu, als sie an nur winzigen Gewebeproben, die mit Hilfe einer Nadel minimal-invasiv entnommen werden, aus radiologisch krebsverdächtigen Herden die endgültige Diagnose stellen müssen. Frauen, bei denen die Gewebeuntersuchung einen gutartigen Befund ergibt, kann durch die Diagnose des Pathologen daher eine unnötige Operation erspart werden. Auf der anderen Seite kann bei dem Nachweis einer bösartigen Veränderung unverzüglich die richtige Therapie eingeleitet werden.

Vor dem Hintergrund, dass allein in Deutschland Jahr für Jahr rund 45.000 Frauen an Brustkrebs erkranken, kommt einer frühzeitigen Diagnostik hohe Bedeutung zu. Aus diesem Grund hatte der Bundestag im Juni 2002 beschlossen, in Deutschland ein Screening-Programm einzuführen. Hauptziel dieser Reihenuntersuchung ist es, die Brustkrebssterblichkeit in der von dieser Erkrankung am
häufigsten betroffenen Altersgruppe zwischen 50 und 69 Jahren um etwa 20 bis 30 Prozent zu senken. Wie Prof. Böcker betont, konnte in mehreren Screning-Programmen unserer europäischen Nachbarländer gezeigt werden, dass medizinische Leitlinien helfen, die Ziele der Qualitätssicherung zu erreichen. Eine der Hauptaufgaben der 1993 von der Europäischen Union gegründeten „European Working Group for Breat-Screening Pathology“, einem Zusammenschluss von auf Brustkrebs spezialisierten Pathologen aus allen EU-Mitgliedstaaten, war deshalb die Erarbeitung entsprechender Leitlinien für die pathologische Diagnostik im Rahmen der Reihenuntersuchung.

Die beiden münsterschen Pathologen Böcker und Decker haben als Mitglieder dieses Verbundes an der Erarbeitung der neuesten Auflage dieser Leitlinien mitgewirkt. Ihr Hauptziel besteht daher darin, die in diesen Richtlinien aufgestellten Qualitätsforderungen möglichst schnell auch in Deutschland in die Praxis der Pathologen umzusetzen. Die Beteiligung an dem Intensivkurs in Münster soll dem im Screening tätigen Pathologen, so Böcker, “ die notwendige tägliche Arbeit erleichtern und helfen, ein qualitativ hochwertiges Screening zum Wohle der an der Reihenuntersuchung teilnehmenden Frauen zu etablieren“.

Weitere Informationen:

http://www.klinikum.uni-muenster.de/institute/path/