Den Patienten im Blick

Von der Alzheimer’schen Krankheit über Darmkrebs bis zur so genannten Wegener’schen Granulomatose reichen die Krankheiten, deren Aufklärung die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) nun mit sechs neuen Klinischen Forschergruppen vorantreiben will.

1184940639(ag/ehj) – Warum Muskeln schwinden, wird in den zum Juli 2007 eingerichteten Forschergruppen ebenso untersucht wie die Reaktionen des Immunsystems bei Krankheiten wie Parkinson oder Alzheimer oder die Verbesserung von Stammzelltherapien bei Blutkrankheiten. Die Erforschung von Darmkrebs als inzwischen zweitgefährlichste Krebsart oder der in industrialisierten Ländern immer stärker um sich greifenden Herzinsuffizienz könnte für eine große Anzahl von Patienten wirksamere oder neue Medikamente und Therapien bringen.

In allen Projekten sollen dabei Klinik, angewandte Forschung und Grundlagenforschung auf hohem Niveau eng miteinander verknüpft werden, was allgemein zum Markenzeichen der Klinischen Forschergruppen der DFG geworden ist. Die sechs neuen Forschergruppen unterstützen zudem die wissenschaftliche Profilbildung an ihren Medizinischen Fakultäten und verbessern die Ausbildungsbedingungen für Nachwuchsforscherinnen und -forscher. Wie bei allen bereits geförderten 35 Klinischen Forschergruppen richtet die DFG auch die neuen Gruppen nur unter der Maßgabe ein, dass die jeweilige Hochschule die Hälfte der Finanzierung übernimmt und eine zusätzliche Professorenstelle für die Leitung der Gruppe ermöglicht.

Die sechs Einrichtungen im Einzelnen

Unter welchen Umständen Muskeln schwinden – dieser Frage geht eine der eingerichteten Klinischen Forschergruppen an der Charité in Berlin nach. Sie untersucht, welche Rolle dabei Krankheiten oder mangelndes Training spielen. In dem von PD Dr. Simone Spuler geleiteten Verbund soll unter anderem die Rolle bestimmter Proteine wie Myostatin und Dysferlin sowie die Entwicklung von Stammzellen zu Muskelzellen untersucht werden. Dabei setzt das Projekt auf die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern aus ganz unterschiedlichen Bereichen.
(Sprecherhochschule: Charité – Universitätsmedizin Berlin, Sprecher: Professor Dr. Friedrich C. Luft, Leiterin: PD Dr. Simone Spuler)

Die Abläufe im Immunsystem, die zu den für Multiple Sklerose und die Alzheimer-Krankheit typischen Schäden im Gehirn führen, sind Thema einer Klinischen Forschergruppe in Bonn. Sie will neueste Erkenntnisse über beide Krankheiten zusammenführen, um die Interaktion der Neurodegeneration und der Entzündungsprozesse besser zu verstehen und so den Grundstein für mögliche neue Therapien zu legen.
(Sprecherhochschule: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Sprecher: Professor Dr. Thomas Klockgether, Leiter: Professor Dr. Michael Thomas Heneka)

Darmkrebs steht in Deutschland auf Platz zwei der traurigen Rangliste der Krebserkrankungen mit den meisten Opfern. Meist wird er durch einen chirurgischen Eingriff und Entnahme des befallenen Darmstückes behandelt. Beim Enddarmkrebs zeigte die zusätzliche Chemo-Radio-Therapie jedoch jüngst bei einer ganzen Reihe von Patienten vielversprechende Erfolge. Da manche Tumore jedoch auf diese Behandlung gar nicht reagieren, ist die Erforschung der Prozesse, das Finden geeigneter Marker und somit das Ausmachen der erfolgversprechendsten Therapie für jeden einzelnen Patienten Ziel der federführend aus der Chirurgie unter der Leitung von Herrn PD Dr. Michael Ghadimi vorgelegten Klinischen Forschergruppe in Göttingen.
(Sprecherhochschule: Georg-August-Universität Göttingen, Sprecher: Professor Dr. Heinz Becker, Leiter: PD Dr. B. Michael Ghadimi)

Chronische Herzinsuffizienz ist ein ständig wachsendes Gesundheitsproblem in industrialisierten Ländern, in denen die Lebensumstände Herzkrankheiten durch Übergewicht und mangelnde Bewegung begünstigen. Trotzdem sind die Mechanismen dieser Krankheit bislang nicht ausreichend geklärt. Eine Klinische Forschergruppe in Homburg untersucht nun die molekularen Hintergründe von Vorhofflimmern – als einem in vielen Fällen der Herzinsuffizienz vorausgehenden Problem – und den Einsatz entsprechender Medikamente.
(Sprecherhochschule: Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Sprecher: Professor Dr. Michael Böhm, Leiter: PD Dr. Ulrich Laufs)

Mit der Wegener’schen Granulomatose und deren Entstehungsmechanismen beschäftigt sich eine in Lübeck eingerichtete Klinische Forschergruppe. Diese Autoimmunkrankheit befällt unter anderem den Atemtrakt und bedarf meist einer langfristigen Behandlung der mit ihr einhergehenden chronischen Entzündungen. Daher geht es in dem Projekt auch um die frühe Diagnose der nach dem Mediziner Friedrich Wegener benannten Krankheit.
(Sprecherhochschule: Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Sprecher: Professor Dr. Wolfgang L. Gross, Leiter: Professor Dr. Peter Lamprecht)

Bei der Transplantation blutbildender Stammzellen gegen Krankheiten des Blut- oder Lymphsystems spielt das verpflanzte Immunsystem eine Doppelrolle. Auf der einen Seite bekämpft es Infektionserreger und Blutkrebszellen, auf der anderen Seite kann es sich aber auch gegen den Empfänger selbst richten und die so genannte Transplantat-gegen-Wirt-Erkrankung hervorrufen. An Strategien, die die Immunreaktion optimieren, und deren Umsetzung in der Klinik arbeitet eine Klinische Forschergruppe in Mainz.
(Sprecherhochschule: Klinikum der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Sprecher: Professor Dr. Christoph H. Huber, Leiter: PD Dr. Wolfgang Herr )

Weitere Informationen:

Ansprechpartnerin zu den Klinischen Forschergruppen bei der DFG ist
Dr. Petra Hintze
Gruppe Lebenswissenschaften 1
Tel.: +49 228 885-2552
E-Mail: Petra.Hintze@dfg.de.

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Jutta Höhn
jutta.hoehn@dfg.de
49-(0)-228-885-2443

http://www.dfg.de/forschungsfoerderung/koordinierte_programme/klinische_forschergruppen/