Rezension: Krankenhaus-Report 2006. Schwerpunkt: Krankenhausmarkt im Umbruch

Der Krankenhaus – Report 2006 ist in neunzehn Kapitel gegliedert, die in vier Teile zusammengefasst sind. Der fünfte Teil bildet das Krankenhaus-Directory, eine feststehende Einrichtung, die statistische Daten der Krankenhäuser enthält und bereits in vorhergehenden Bänden vorhanden ist.

1174572017(ehj/mt) – Die Kapitel sind alle nach dem gleichen Schema gegliedert. Zu Beginn steht eine Zusammenfassung in deutsch und in englischer Sprache, dann folgen die Beträge der einzelnen Autoren das Ende bilden die Zusammenfassung und die Literaturangabe.

Kapitel 1
Katalysatoren des Wandels (Christian Schmidt und Johannes Müller)

Der deutsche Krankenhausmarkt befindet sich im Wandel. Die Katalysatoren des Wandels können in Ursachen und Wirkung eingeteilt werden. Die Ursachen unterscheiden sich in unbewusst politische Faktoren wie Demografie und technischer Fortschritt und bewussten politischen Faktoren wie Planung, Investitionsfinanzierung und DRG – Einführung. Der Marktwandel zeigt sich in der Ablösung fragmentierter Versorgungsformen durch integrierte Angebote, der zunehmenden Transparenz des Leistungsgeschehens, der Verschärfung des Wettbewerbs der Krankenhäuser untereinander und im gestiegenen Finanzierungsbedarf, ebenso wie der gestiegene Anteil der Akutkrankenhäuser in privater Trägerschaft.

Die entschiedenste Konsequenz des Marktwandels ist jedoch die geänderte Funktion der Krankenhäuser im Versorgungssystem. Zu den Wirkungen zählen die Aggregatbildung im Krankenhaus, sowie die Arbeitsverdichtungen und die Effizienzbemühungen der Krankenhäuser, die sich in der Ambulantisierung, der Leistungsverlagerung und der Standardisierung („Clinical Pathways“ und fasttrack – Konzepte). Auch der Einsatz von Case- und Disease Manager zur Einhaltung von vorgegebenen Standards haben einen erheblichen Beitrag zur Verbesserung von Effizienz und Effektivität der Krankenhausbehandlung geleistet. Kundenbindung und Kundenorientierung werden zukünftig zentrale Themen sein.

Kapitel 2
Deutscher Krankenhausmarkt im europäischen/internationalen Umfeld ( Jürgen Wettke)

Die stationäre Versorgung steht in allen Ländern, unabhängig vom Gesundheitsmodel unter einem erheblichen Kostendruck. Durch Einführung der integrierten Versorgung und der G-DRGs hat sich der Handlungsspielraum der Marktteilnehmer im Deutschland erweitert. Es entwickeln sich neue Krankenhausstrukturen unter einer ausgeprägten Verbundstruktur, die zu leistungsfähigeren Strukturen auf der Träger-, wie auch auf Betreiberseite führt. Dadurch gewinnt der Gesundheitsmarkt in Deutschland an Attraktivität für ausländische Finanzinvestoren. Die Marktsituation für ausländische Leitungserbringer ist weiterhin fraglich. Der Gesundheitstourismus von und nach Deutschland wird sich tendenziell nicht weiter ausbauen.

Kapitel 3
Der Markt für Krankenhausleistung aus Sicht des Bundeskartellamtes (Ulf Böge)

In den letzten Monaten wurde durch das Bundeskartellamt eine Vielzahl von Zusammenschlüssen geprüft, die meisten wurden als unbedenklich genehmigt. Ziel der Prüfung des Bundeskartellamtes ist es den Wettbewerb zu erhalten und zu fördern. Kooperationen zwischen Krankenhäusern sind innerhalb eines kartellrechtlichen Rahmens möglich. In diesem Beitrag wird schwerpunktmäßig die Fusionskontrollpraxis des Bundeskartellamtes im Krankenhausbereich dargestellt.

Kapitel 4
Die Entwicklung des Krankenhausmarktes in den USA (Martina Eckardt)

In diesem Kapital werden die wesentlichen Entwicklungen des amerikanischen Krankenhausmarktes in den 90er Jahren aufgezeigt.  Durch einen starken Anstieg der Marktkonzentration, die durch eine Fusionswelle ausgelöst worden war, kam es zu Preissteigerungen aufgrund erhöhter Marktmacht. Die Schlussfolgerungen und mögliche Auswirkungen auf den deutschen Gesundheitsmarkt werden dargestellt.

Kapitel 5
Marktwandel und Sicherstellung der regionalen Krankenhausversorgung ( Neubauer, Beivers, und Minartz)

Die Sicherstellung einer angemessenen, flächendeckenden Krankenhausversorgung einerseits und der wirtschaftlichen Leistungserbringung andererseits ist der bestehende Zielkonflikt in der regionalen Patientenversorgung. Durch die Einführung der G-DRGs kommt es zum steigenden Kostendruck, auf den die Krankenhäuser mit Spezialisierung und Konzentration reagieren. Die Autoren untersuchen die Präferenzstrukturen der Nachfragerseite und schlagen, unter der Einbeziehung innovativen Technologien, ein selbst entwickeltes Betriebskonzept vor.

Kapitel 6
Krankenhausplanung unter Bedingungen der German Diagnosis Related Groups (Axel Kortevoll)

Seit Einführung der G-DRG-Systems steht die Krankenhausplanung der Bundesländer unter einem erheblichen Veränderungsdruck. Die angestrebte wettbewerblichen Dynamisierung kann nur durch Planungskategorien des räumlichen Zugangs erreicht werden. Dazu wird ein kontinuierliches Berichtsinstrument benötigt, das auf der Basis von Angebots- und Nachfragestruktur erstellt wird. So können Unterschiede in der regionalen Versorgungsstruktur besser abgebildet und in Planungskonzepte umgesetzt werden.

Kapitel 7
Monistik ante portas – Notwendigkeiten und Wege des Umstiegs auf eine effizienzorientierte Krankenhausfinanzierung (Christopher Hermann)

Der Beitrag zeigt, dass die monistische Finanzierung aus Gründen der ökonomische Rationalität und der nachhaltigen Versorgungssicherheit notwendig ist. Es werden grundsätzliche Lösungsoptionen aufgezeigt. Er stellt eine umsetzungsorientierte Konzeption zum Übergang zur Monistik vor und diskutiert wesentliche Problembereiche, die im Kontext gelöst werden. Schließlich wird aufgezeigt, wie die Monistik systematisch mit den grundlegenden Neuordnungen der Rahmenbedingungen für Krankenkassen, Krankenhäuser und Länder verbunden werden kann.

Kapitel 8
Perspektiven der Krankenhausplanung in einem gewandelten Markt und einem föderalen Gefüge (Ingwer Ebsen)

Im folgenden Beitrag werden die Unverträglichkeiten zwischen GKV-Krankenhausversorgung und Krankenhausplanung aufgezeigt. Durch die Änderung des Grundgesetzes kann der Bund, ohne Zustimmung der Länder, die Krankenhausplanung unter der Voraussetzung ändern, dass keine weiteren finanziellen Verpflichtungen von den Bundesländern übernommen werden müssen. Eine Reform der Krankenhausplanung und Investitionsfinanzierung müsste, um wirkungsvoll zu sein, an deren Funktion ansetzen. Eine Änderung des GKV – Zulassungssystems in Verbindung mit dem Krankenhausplan kann durch eine intensive Qualitätssicherung auf der Basis von bundeseinheitlichen Standards durchgeführt werden. Versorgungslücken in der Versorgungsinfrastruktur können als Ausschreibung subventioniert und auf die gesamten Versorger umgelegt werden.

Kapitel 9
Einsparpotenziale im medizinfernen Bereich deutscher Krankenhäuser  – eine regionale Effizienzfront-Analyse (Andreas Werblow und Bernt-Peter Robra)

Einsparpotenziale sollten aus Sach- und Personalkosten gewonnen werden, die nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit der medizinischen Leistungserbringung stehen. Das statistische Bundesamt gliedert diese seit 2004 nach Bundesländern und Trägergruppen. Nach der DEA-Analyse könnten in diesem Bereich 2,5 bis 3,7 Mrd. Euro eingespart werden. Durchgeführte Analysen können nützliche Hinweise zu der Wirtschaftlichkeit der regionalen Krankenversorgung geben.

Kapitel 10
ConceptHospital – Strategien für das Krankenhaus der Zukunft (Markus Müschennich, Pascal Scher, und Dirk Richter)

Viele Krankenhäuser müssen ihre strategische Wettbewerbsposition neu definieren. Der folgende Beitrag versucht Denkanstöße zu geben und stellt mögliche Szenarien für das Krankenhaus der Zukunft vor, damit strategische Entscheidungen nicht zu kurzfristig getroffen werden.

Kapitel 11
Probleme und Perspektiven öffentlicher Krankenhäuser (Erwin Jordan)

Die Zukunftsaussichten für kommunale Krankenhäuser werden allgemein als düster bewertet. Als Nachteile werden eine unterschiedlich starke Einbindung in Regularien und Traditionen des öffentlichen Dienstes, ebenso der Auftritt am Markt als Einzelunternehmen im Gegensatz zu den bundesweit operierenden privaten Klinikketten gesehen. Der Autor zeigt die strukturellen Vor- und Nachteile der öffentlichen Häuser im aufkommenden Wettbewerb. Chancen für die öffentlichen Krankenhäuser sieht der Autor in der Ablösung der Strukturen des öffentlichen Dienstes und in der Anwendung der modernen Managementsysteme zur Unternehmenssteuerung. Durch Verbundstrukturen müssen sie zentrale und günstige Verwaltungsstrukturen schaffen. Das duale System der Finanzierung erweißt sich als zunehmend problematisch. Eine Anbindung der Innovationsförderung an die DRG wird gefordert. Öffentliche Krankenhäuser sollten sich in handlungsfähigen Gruppen organisieren, da auch das Tarifgeschehen des öffentlichen Dienstes sich zunehmend als Nachteil erweist.

Kapitel 12
Wandel der Berufsbilder im Krankenhaus: Neues Umfeld, neue Aufgaben (Matthias Schrappe)

Im folgenden Kapitel stellt der Autor zukünftige Anforderungen an die Gesundheitsberufe hinsichtlich deren weiteren Entwicklung im Gesundheitssystem auf und diskutiert dies aus Managementsicht. Weiterhin werden Elemente des Selbstverständnisses der Berufe im Gesundheitswesen in ihrer Gewichtung dargestellt und Vorschläge zur Erweiterung der Berufsbilder abgeleitet. Die Ausrichtung am Patientenprozess und die Aufgabe hierarchischer und festgeschriebener Strukturen scheint eine gute Alternative zu sein.

Kapitel 13
Auswirkungen von Qualitätsregulierungen auf das Angebot von Krankenhausleistungen (Max Geraedts)

Der Gesetzgeber hat immer wieder Regelungen implementiert, die die Qualität der stationären Versorgung verbessern sollten. Externe Qualitätsvergleiche, verschiedene Strukturanforderungen sowie Mindestmengenberechnung wurden eingeführt, aber nicht systematisch evaluiert. Die bis dato angefertigten Studien zeigen nur wenig positive Veränderungen für einzelne Patienten. Der Autor unternimmt in diesem Kapitel den erneuten Versuch der Bestandsaufnahme inklusive der Abschätzung möglicher Folgen.

Teil 2    zur Diskussion

Kapitel 14
Qualitätsberichte gemäß §137 SGBV und ihre Darstellung im Internet – eine vergleichende Analyse (Saskia E. Drösler)

Anhand von Qualitätsberichten sollen Informationen zum Leistungsprofil in einheitlicher Form bereitgestellt werden, sodass eine vergleichende Leistungs- und Ergebnisanalyse durchgeführt werden kann. Die in diesem Beispiel untersuchten Qualitätsberichte der deutschen Universitätskliniken zeigen eine variierende Darstellung ihrer Struktur- und Leistungsdaten. Die Autorin schlüsselt die Struktur der Qualitätsberichte in Einzelbereiche auf, stellt Unstimmigkeiten dar, versucht Erklärungen zu finden und bietet Lösungsansätze um das gewünschte Ziel zu erreichen.

Teil 3    Krankenhauspolitische Chronik

Kapitel 15
Krankenhauspolitische Chronik 2005 (August) bis 2006 Juli)  (J. Visarius und A. Lehr)

Die Autoren  zeigen in einer detaillierten chronologischen Aufstellung die Abhängigkeit der Krankenhäuser von äußeren Rahmenbedingungen durch  den Gesetzgeber, der Selbstverwaltung sowie der Tarifpartner auf und kommen zu dem Fazit, dass die gesamten Einflüsse das Management der Krankenhäuser schwierig gestaltet.

Teil 4 Daten und Analysen

Kapitel 16
Häufigkeit von Operationen und nichtoperativen Prozeduren in Krankenhäusern 2002 bis 2004 (B. Gerste)

Der Beitrag hat zum Ziel die Häufigkeit sowohl operativer als auch nichtoperativer Maßnahmen bei vollstationären Fällen für das Jahr 2004 zu beschreiben und Veränderungen im Vergleich zum ersten Erhebungsjahr 2002 offen zu legen. Ein Blick auf mögliche Substitutionseffekte durch ambulantes Operieren im niedergelassenen ärztlichen Bereich rundet den Beitrag ab.

Kapitel 17
Statistische Krankenhausdaten der Krankenhäuser 2004 (U. Bölt)

Dieser Beitrag fasst die Ereignisse der Krankenhausstatistik für das Berichtsjahr 2004 zusammen. Dargestellt werden die Ergebnisse der Grunddaten wie Bettenanzahl, Fachabteilungen Personal- und Sachkosten der Krankenhäuser. Der Beitrag ist die direkte Fortsetzung von Kapitel 14 des Krankenhaus Reports 2005.

 

Kapitel 18
Statistische Krankenhausdaten: Diagnosedaten der Krankenhauspatienten 2004 (T. Schelhase)

Dieser Betrag beschreibt die Ergebnisse der Krankenhausdiagnosen im Jahr 2004. Erfasst werden alle Krankenhausdaten von Deutschland nach den wichtigsten Indikatoren wie Hauptdiagnosen, Geschlecht, Alter, Verweildauer und Fachabteilung aufgeschlüsselt. Aufgrund geschlechts- und altersspezifischer Morbiditätshäufigkeiten werden die Ergebnisse teilweise standardisiert und so um den demografischen Effekt bereinigt. Dadurch werden bevölkerungsunabhängige Aussagen möglich.

Kapitel 19
Statistische Krankenhausdaten: Grund- und Diagnosedaten der Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen 2004 (T. Graf)

Die Ergebnisse zum Angebot und zur Inanspruchnahme der Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen in Deutschland werden in diesem Beitrag dargestellt. Sie gehören genau wie die Krankenhäuser zum Berichtskreis der Krankenhausstatistik. Das Angebot wird durch sachliche, personelle und fachlich medizinische Komponenten bestimmt. Informationen über die Leistungsdaten und den Umfang der Inanspruchnahme liefern die Grunddaten der Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen. Bei Versorgungseinrichtungen mit mehr als 100 Betten stehen zusätzlich noch Ergebnisse zur Patientenstruktur und Diagnosedaten zur Verfügung.

Kapitel 20
Krankenhaus – Direktory DRG – Krankenhäuser 2005

In den ersten zehn Seiten werden alle DRG relevante Begriffe erklärt und teilweise auch grafisch dargestellt. Dann folgt die tabellarische Auflistung von 1652 Krankenhäusern. Das Direktory deutscher Krankenhäuser 2005 basiert auf der Aufstellung der Entgelte und den Budgetermittlungen gemäß Krankenhausentgeltgesetz.

Dieser Krankenhaus-Report behandelt sein Schwerpunktthema in einer nachvollziehbaren Struktur. Die Kapitel sind systematisch gegliedert und statistische Daten werden unter wissenschaftlichen Kriterien aufgearbeitet. Die vorliegenden Daten werden erklärt und Veränderungen aufgezeigt. Spekulationen, warum welche Veränderungen aufgetreten sind, werden nicht genannt. Im Vordergrund stehen Fragen nach dem Erhalt der öffentlichen Kontrolle und Verantwortung im Krankenhausmarkt. Das Bundeskartellamt soll Monopole verhindern, damit die Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung sowie der Versorgungsqualität unter der neuen Vergütungsform gewährleistet bleibt.

Der Krankenhaus-Report sollte von Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen gelesen und seine Erkenntnisse berücksichtigt werden. Vielleicht wären einige Entscheidungen in der Politik und auch in den Führungsetagen mancher Krankenhäuser zu einem anderen Zeitpunkt und/oder in anderer Intension getroffen worden.

In den Aussagen  zum Wandel der Berufsbilder zeigt Prof. Dr. med. Matthias Schrappe Perspektiven auf, die wegen standesrechtlicher und gesetzlicher Regelungen kaum oder nicht umsetzbar sein dürften.

Allerdings sollte man der bereits angespannten Personalsituation in den Krankenhäusern wegen möglichst unbürokratische Wege gehen, um eine Entlastung in der unteren Ebene der Krankenhäuser zu erreichen. Besonders bemerkenswert ist, dass Prof. Dr. Schrappe seit 04/2005 Vorsitzender des Aktionsbündnisses Patientensicherheit ist.

Besonders positiv werte ich die CD-ROM, auf der sich das gesamte Datenmaterial des Krankenhaus-Reports befindet, das unter Quellenangabe für private Zwecke verwendet werden kann.

Maria Tzounakis
Betriebwirtin (VWA)

Krankenhaus-Report 2006
Schwerpunkt: Krankenhausmarkt im Umbruch

Herausgeber: Jürgen Klauber, Bernt-Peter Robra u.Henner Schellschmidt
Verlag: Schattauer GmbH
Kartonierte/Broschierte Ausgabe mit CD-ROM
448 Seiten m. 65 Abb.
Erste Auflage
ISBN – 10: 3-7945-2490-X
ISBN – 13: 978-37945-2490-7
Preis: 49,95€