Mini-Sonde verbrennt Tumorzellen

Medikament soll Behandlung auch bei größeren Tumoren ermöglichen

(pte/ehj) Wien – Durch eine begleitende Behandlung mit speziellen Medikamenten wollen Wissenschaftler die Erfolgsrate der Radiofrequenz-Ablation bei Patienten mit größeren Tumoren erhöhen. Bei der Ablationstechnologie wird das Tumorgewebe durch eine eingeführte Sonde verbrannt. Bislang war diese Methode nur dann erfolgreich, wenn der Tumor noch relativ klein war. Das neue Verfahren wurde auf dem „European Congress of Radiology“ in Wien vorgestellt, auf dem mehr als 16.000 Wissenschaftler aus 92 Staaten über Entwicklungen in der Radiologie diskutieren.

Bei der Radiofrequenz-Ablation führen Mediziner unter Kontrolle von Ultraschall oder Computertomografie eine mehrteilige Sonde in das Tumorgewebe des Patienten ein. Diese erhitzt das Gewebe auf bis zu 100 Grad Celsius. „Der Tumor wird also gewissermaßen verkocht“, sagt Riccardo Lencioni von der Radiologischen Klinik der Universität Pisa. Da diese Hitzebehandlung sehr schmerzhaft sein kann, erfolgt sie unter Schmerzmittelgabe oder Narkose.

Bei Lebertumoren wird das Verfahren bereits seit sechs Jahren erfolgreich angewandt – allerdings nur im Frühstadium der Erkrankung. Bei größeren Tumoren liegt die Erfolgsrate der Radiofrequenz-Ablation dagegen nur bei 50 Prozent. Demnach breitet sich der Tumor bei jedem zweiten Patienten auf das Nachbargewebe aus. Die Wissenschaftler wollen die Behandlung deshalb optimieren, indem sie die Patienten zusätzlich mit Zytostatika behandeln. „Die Tumorzellen, die die Radiofrequenz-Ablation überlebt haben, sind so stark geschwächt, dass das Medikament seine Wirkung voll entfalten und den Tumor restlos zerstören kann“, sagt Lencioni. Tierversuche hätten bereits viel versprechende Ergebnisse geliefert – eine Pilotstudie soll nun zeigen, ob die Ergebnisse auch auf den Menschen übertragbar sind.

„Der besondere Vorteil der Radiofrequenz-Ablation liegt darin, dass im Gegensatz zur Strahlen- und Chemotherapie die Eingriffe bei Bedarf wiederholt werden können, weil kaum systematische Nebenwirkungen auftreten“, sagt Lencioni. „Außerdem kann das Verfahren während kurzer stationäre Aufenthalte von zwei bis drei Tagen durchgeführt werden.“ Wachsende Bedeutung gewinne die Technologie vor allem bei jenen Patienten, bei denen eine Operation mit zu großen Risiko verbunden ist.