HIV attackiert bei Frauen zwei Zelltypen gleichzeitig

Vaginaler Geschlechtsverkehr ist die wichtigste Ursache für eine HIV-Ansteckung bei Frauen. Neue Hoffnung für Entwicklung wirksamer Medikamente

Quelle: Dr. Klaus Boller HI-Virus attackiert menschliche Zellen (Foto: Dr. Klaus Boller / Science Photo Library)
Quelle: Dr. Klaus Boller
HI-Virus attackiert menschliche Zellen (Foto: Dr. Klaus Boller / Science Photo Library)

(pte/ehj)  Wien – Ein internationales Forscherteam hat erstmals gezeigt, über welche Zellen das HI-Virus bei vaginalem Geschlechtsverkehr in den menschlichen Körper eindringt. In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Immunity http://www.immunity.com/ berichten die Wissenschaftler, dass das Virus zunächst zwei Abwehrzellen des Immunsystems auf der Schleimhaut der Vagina attackiert und infiziert. „Das ist ein wichtiges Forschungsergebnis“, sagt Ron Veazey, Pathologe am Tulane National Primate Research Center in Covington/Louisiana, wo er HIV-ähnliche Viren bei Affen untersucht. „Denn zuvor gab es viele Diskussionen darüber, welche Zellen als erstes infiziert werden.“

Vaginaler Geschlechtsverkehr ist die wichtigste Ursache für eine HIV-Ansteckung bei Frauen. Da die Schleimhaut der Vagina dabei die erste Barriere ist, die das Virus überwinden muss, untersuchten die Wissenschaftler Proben, die während chirurgischer Eingriffe entfernt worden waren. Dazu lösten sie die äußere Oberfläche vom darunter liegenden Gewebe. Dieses setzten sie dem HI-Virus aus, das sie zuvor mit einem leuchtenden Farbstoff markiert hatten. So konnten die Forscher beobachten, welche Zellen durch HIV infiziert worden waren.

Wie die Forscher feststellten, attackierte das Virus zunächst die speziellen CD4+ T-Zellen des Immunsystems und infizierte mehr als die Hälfte von ihnen. Zugleich befiel das Virus auch Langerhans-Zellen, die ebenfalls Teil der Immunabwehr sind. Die genauen Infektionsmechanismen bleiben aber weiterhin ungeklärt. „Die Studie zeigt, dass das HI-Virus bei der Infektion zwischen zwei Zellen wählen kann“, sagt Projektleiterin Julie McElrath von der University of Washington. „Aussichtsreiche Strategien müssen deshalb die Infektion beider Zellen verhindern.“ Die Forscher hoffen nun, dass die neuen Forschungsergebnisse bei der Entwicklung wirksamer Medikamente und Impfstoffe gegen das HI-Virus helfen können.