Verkehrsbedingte Luftschadstoffe verursachen Mittelohrentzündung

Stickstoffdioxid und Feinstaub erhöhen Risiko um bis zu 25 Prozent

(pte/hb.vt)  Neuherberg – Zusammen mit Wissenschaftlern der niederländischen Universitäten Utrecht http://www.uu.nl, Rotterdam http://www.eur.nl , Groningen http://www.rug.nl und des Instituts für Volksgesundheit und Umwelt in Bilthoven http://www.rivm.nl haben die Epidemiologen Joachim Heinrich und Heinz-Erich Wichmann des GSF-Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit im deutschen Neuherberg http://www.gsf.de erstmals einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten akuter Mittelohrentzündungen bei Kindern und verkehrsbedingten Luftschadstoffen nachweisen können. Die Studienergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Environmental Health Perspectives http://ehponline.org veröffentlicht.

„Vor drei Jahren stießen wir eher zufällig auf eine Studie zum Zusammenhang zwischen Passivrauchen und der Entstehung von Otitis media, der akuten Mittelohrentzündung“, erklärt Joachim Heinrich im Gespräch mit pressetext. Es ergab sich, dass zwischen beiden Faktoren ein starker, konsistenter Zusammenhang besteht. Die erhöhte Belastung mit Zigarettenrauch verursache in den Atemwegen häufige Entzündungen und schränke die Ventilation in den Atemwegen ein, wodurch das Risiko für Atemwegsinfektionen erheblich erhöht werde – eine der bekannten Ursachen für die Entstehung akuter Mittelohrentzündungen. „Es schien uns plausibel, dass zwischen verkehrsbedingten Luftschadstoffen und Mittelohrentzündungen ein ähnlicher Zusammenhang besteht“, so Heinrich.

Um diesen möglichen Zusammenhang näher zu untersuchen, bezogen die Forscher sich auf Kohortenstudien von Kindern, die bereits seit der Geburt beobachtet wurden. Es handelte sich dabei um 4.150 niederländische und 670 deutsche Kinder. Für jedes Kind wurden auf der Basis von einem Regressionsmodell individuelle Expositionen für ihr jeweiliges Wohnfeld abgeschätzt, darunter Stickstoffdioxid und Feinstäube im PM2,5-Bereich. „Dieses Regressionsmodell basiert auf den Daten von 40 Messstationen, die im Forschungsgebiet installiert sind“, erklärt Heinrich gegenüber pressetext. Auch wurde in Betracht genommen, wie viele Straßen in der direkten Umgebung der Beteiligten sind, wie lange diese sind, wie viele Fahrzeuge passieren und wie viele Personen in der Umgebung leben. „Je mehr Menschen und Straßen es gibt und je länger diese Straßen sind, desto mehr Luftschadstoffquellen gibt es“, so Heinrich.

Darüber hinaus erhielt Heinrich detaillierte Angaben zum Auftreten von Mittelohrentzündungen der beteiligten Kinder von Geburt an bis zur Vollendung ihres zweiten Lebensjahres. Mögliche andere Risikofaktoren wie soziale Einflüsse, Allergien bei den Eltern oder Passivrauchbelastung wurden ebenfalls abgefragt. Es stellte sich heraus, dass etwa 35 Prozent der Kinder beider Kohorten in ihren ersten zwei Lebensjahren mindestens einmal unter einer akuten Mittelohrentzündung litten. Die Forscher konnten nachweisen, dass eine moderate Zunahme der Feinstaubbelastung um drei Mikrogramm pro Kubikmeter eine Erhöhung des Risikos um 13 bis 25 Prozent entspricht, und dass der Anstieg von Stickstoffdioxid um zehn Mikrogramm pro Kubikmeter das Risiko um 14 Prozent erhöht.