Freiwillige Medikamententester werden in die Irre geführt

Forscher fordern Ende der Praktiken der Pharmaindustrie

(pte/he.vt – Bath) – Patienten, die freiwillig neue Medikamente testen, werden von den Pharmafirmen häufig irregeführt, berichten Forscher der University of Bath http://www.bath.ac.uk in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins British Medical Journal. Die Forscher um Gordon Taylor und Paul Wainwright haben entdeckt, dass viele der Studien unter äußerst zweifelhaften Bedingungen zustande gekommen sind. Die Zahl der Volontäre sei nämlich, so die Wissenschaftler, nicht repräsentativ.

Davon betroffen sind die so genannten „Open Label Extension Studies“ (OLES), die dazu dienen, nach den klinischen Tests zu erheben wie effizient die neuen Mittel wirken. Viele der Patienten, die an diesen Untersuchungen teilnehmen, taten dies in den zuvor durchgeführten klinischen Tests und wurden dann sozusagen mit der Aussage „rekrutiert“, sie würden der wissenschaftlichen Forschung helfen. Das bedeutet auch, dass die Zahl der Untersuchten nicht repräsentativ sei. Allerdings werden weniger als vier Prozent dieser Ergebnisse in Wissenschaftsmagazinen publiziert.

Nach Ansicht der Forscher sollten diese „zynischen“ Studien, die nur Marketingzwecken dienen, eingestellt werden. Neben der Tatsache, dass sie keine wissenschaftliche Relevanz haben, stelle sich auch die Frage nach der Ethik gegenüber den Probanden, die nicht wissen, ob sie ein Medikament oder ein Placebo erhalten. Da viele dieser Studien während der klinischen Tests durchgeführt werden, ist nicht klar, ob das neue Medikament tatsächlich eine Verbesserung des Leidens hervorruft oder nicht. Einige der freiwilligen Patienten nehmen an solchen OLES-Studien bis zu zwei Jahre lang teil, während die klinischen Tests nach wenigen Wochen beendet sind.

„Die OLES sollten eigentlich deutlich machen, wie Medikamente im Langzeittest wirken, und welche unerwünschten Nebenwirkungen sie haben“, erklärt Taylor, der im Rat des Association of Research Ethics Committees sitzt. „Wir lehnen nicht alle diese Studien ab, geben allerdings zu bedenken, dass eine Reihe dieser zu hinterfragen ist“, meint Taylor. „Der einzige Zweck dieser Studien liegt darin, wertvolle Marketinginformationen über verschiedene Produkte zu erhalten“, so Taylor. Sinnvoll wären solche Studien auch dann, wenn Patienten der Zugang zu anderen Medikamenten nicht möglich ist. Dennoch sollten die Probanden darüber informiert werden, ob sie nun das Medikament oder das Placebo erhalten.

„Wenn solche Untersuchungen im Namen der Wissenschaft und Forschung stattfinden, sollte es wesentlich rigorosere Zulassungskriterien über die wissenschaftlichen Prinzipien geben“, erklärt der Mediziner. „Die Gabe von neuen Medikamenten aus Mitleid sollte nicht während der Testphase erfolgen. Außerdem sollte andere Methoden der Lizensierung eingeführt werden“.