Erstmals erfolgreiche Therapie bei Hirnblutungen

Gentechnisch hergestelltes Gerinnungseiweiß stoppt Blutungen

(pte/Heidelberg) – Ein neues Medikament verspricht die erfolgreiche Therapie von Hirnblutungen, die durch Schlaganfälle verursacht wurden. Die Wirksamkeit des Medikaments wurde in einer umfassenden internationalen Studie getestet, deren Ergebnisse nun im New England Journal of Medicine http://content.nejm.org der Öffentlichkeit bereits im März 2005 präsentiert wurden. Bei dem Medikament handelt es sich um ein gentechnisch hergestelltes Eiweiß, das eine gerinnungshemmende Wirkung aufweist und bald auf den Markt kommen soll.

An der Studie nahmen 73 medizinische Anstalten in 20 Ländern teil. Die Studienkoordination für Europa wurde von der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg http://www.klinikum.uni-heidelberg.de unter der Leitung von Thorsten Steiner vorgenommen. Ausgehend von der Tatsache, dass Hirnblutungen etwa 15 Prozent der Schlaganfälle ausmachen und meist tödlich enden, suchten die Forscher nach neuen Therapiemöglichkeiten. An der Schlaganfall-Studie nahmen insgesamt 399 Patienten teil, die wegen einer schweren Hirnblutung in die Klinik aufgenommen worden waren. Die Probanden erhielten entweder das Medikament oder ein unwirksames Placebo. Bei dem Medikament handelt es sich um ein gentechnisch hergestelltes Gerinnungseiweiß, den so genannten Faktor-VII, der üblicherweise bei Patienten, die an der vererbten Bluterkrankheit leiden, zur Blutstillung eingesetzt wird und unter dem Handelsnamen NovoSeven(r) vertrieben wird.

„Durch den Einsatz des Medikaments konnte nicht nur die Zahl der Patienten, die nach der Hirnblutung starben oder schwere Behinderungen davontrugen, signifikant gesenkt werden, sondern es erhöhte sich auch die Zahl der Patienten, die keine oder nur eine leichte Behinderung hatten“, berichtete Steiner. Die Ergebnisse der Studie sind viel versprechend, denn bisher trugen rund 80 Prozent der Patienten, die eine Hirnblutung überlebten, ein schwere Behinderungen davon. Besonders problematisch sind Nachblutungen, die vor allem in den ersten drei Stunden nach den ersten Symptomen auftreten. Das bei der Computertomographie sichtbar gemachte Ausmaß der Blutung wurde ebenfalls deutlich reduziert. Durch die Behandlung konnte die Mortalität gesenkt und das klinische Ergebnis verbessert werden, obwohl eine leicht erhöhte Rate von Gefäßverschlüssen auftrat, berichten die Experten.

„Noch ist das Medikament nicht zugelassen, weil die Daten in einer weiteren Studie bestätigt werden müssen. Sollte das Medikament zugelassen werden, würde dies erstmalig eine Therapie von Hirnblutungen ermöglichen. Deshalb sind wir sehr darauf bedacht, die Nachfolgestudie schnell auf den Weg zu bringen“, sagte Steiner. Allerdings könne das Medikament nur bei akuten Blutungen angewendet werden und nicht bei weiter zurückliegenden Schlaganfällen, stellen die Experten klar.