Tuberkuloseerreger tricksen Immunsystem ausEntdeckung eines molekularen pH-Sensors bereitet Weg für neue TB-Behandlung

(pte/Heidelberg)- Ein Forscherteam der Universität Heidelberg hat einen Mechanismus gefunden um Tuberkulosebakterien zu bekämpfen. Denn durch das Protein eines speziellen Bakteriums, das wie ein molekularer Schalter funktioniert, könnte eine gezielte

Quelle: pte
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Abwehrreaktion des Tuberkuloseerregers herbeigeführt werden. Die Ergebnisse der Studie sind heute, Freitag, im Science Magazin http://www.sciencemag.org publiziert worden.

Tuberkuloseerreger sind so geschickte Tarnbakterien, dass sie vom menschlichen Immunsystem nicht erkannt werden und sich ganz langsam in den Zellen weiterentwickeln. Durch ihr langsames Wachstum überleben sie den Angriff des menschlichen Immunsystems unbeschadet. Das Tuberkulosebakterium wird von den Fresszellen erkannt und aufgenommen. Dort bildet sich eine so genannte Verdauungsvakuole, in der – ähnlich dem menschlichen Magen – ein saures Milieu herrscht und die mit Verdauungsenzymen gefüllt ist. Die meisten Bakterien werden so unschädlich gemacht, nicht aber die Tuberkulosebakterien. Sie können sich sogar vermehren und bleiben vor weiteren Angriffen des Immunsystems geschützt.

Einmal in der Vakuole der Fresszelle, ergreift das Tuberkulosebakterium Gegenmaßnahmen, die sein Überleben sichern. Offensichtlich kann es die Fresszelle veranlassen, ihr zerstörerisches Instrumentarium gar nicht erst vollständig auszubreiten. Die Fresszellen verharren in einer für das Bakterium ungefährlichen Starre. Unklar blieb bisher, wie die Bakterien merken, dass sie sich in einer Fresszelle befinden. Die Forscher argumentieren, dass der Säuregehalt in der Verdauungsvakuole der Fresszelle vom Bakterium wahrgenommen oder gemessen wird. Dies könnte eine gezielte Abwehrreaktion des Tuberkuloseerregers auslösen. Für einen solchen Mechanismus ist ein molekularer pH-Sensor notwendig. Genau den glauben die Forscher nun identifiziert zu haben. Es handelt sich um ein Protein des Bakteriums, das den universellen Botenstoff cAMP herstellt, denn dieser wird von dem Protein bevorzugt in einer sauren Umgebung produziert. Sollte die Forschung bestätigen, dass dieses neue Molekül tatsächlich ein Schalter ist, der zum Überleben der Bakterien unter sauren Bedingungen beiträgt, so ergäben sich hier neue, interessante Perspektiven für die künftige TB-Behandlung.

Tuberkulose oder TB ist eine heimtückische Lungenkrankheit, die durch Tröpfcheninfektion über die Luft übertragen wird. Bei neun von zehn Infizierten bricht die Krankheit jedoch nicht sofort aus. Sie tragen mit dem Erreger, der auf günstige Bedingungen wartet, eine tickende Zeitbombe in sich. Dies ist der Fall, wenn Menschen durch Unterernährung geschwächt sind, oder wenn die TB mit anderen Krankheiten zusammenfällt und das Immunsystem durch Mehrfachinfektionen ohnehin geschwächt ist. Die Krankheit beginnt mit leichtem Fieber und der Ausbreitung der Erreger. Durch die Infektion wird das Lungengewebe zerstört, es kommt zur offenen TB und dem Bluthusten. Gerade in armen, überbevölkerten Regionen ist offene TB, die oft unerkannt bleibt, mit großer Ansteckungsgefahr verbunden. Jährlich sterben zwei Mio. Menschen an TB. Angesichts der fortschreitenden Ausbreitung der TB ist Forschung an diesem Krankheitserreger dringlich.

Weitere Informationen:
http://www.bzh.uni-heidelberg.de/