Veranstaltungen: Von Hoffnungen, Träumen – und der Angst vor AIDS

Internationales Symposium „AIDS and the Moral Order“ vom 3. bis 6. März 2005 bei Berlin. – Einladung zur Pressekonferenz am 28. Februar, 11 Uhr. – Auftaktveranstaltung am 2. März 2005, 16.30 Uhr, im Roten Rathaus –

Im Jahr 2004 starben in Afrika 2,3 Millionen Menschen an den Folgen der HIV-Infektion beziehungsweise an AIDS. 25,4 Millionen Erwachsene und Kinder leben mit dem HI-Virus; 3,1 Millionen von ihnen haben sich 2004 neu mit HIV infiziert. Zahlen über das Ausmaß der HIV/AIDS-Epidemie werden in regelmäßigen Abständen von internationalen Organisationen wie UNAIDS veröffentlicht. Schreckensszenarien ökonomischer und sozialer Zusammenbrüche geben Aufschluss darüber, welch tiefe Risse die Epidemie in die Gesellschaften des sub-saharischen Afrikas gerissen hat und was diese in Zukunft zu erwarten haben. Doch wie leben die Menschen in Afrika mit den Folgen von AIDS? Welchen Sinn geben sie dem täglich erlebten Leid? Wer versorgt die Kranken, und wer kümmert sich um die Angehörigen von Verstorbenen, um Waisenkinder und Witwen? Welche Formen der Trauer haben Familien und Individuen im Umgang mit dem massenhaften Sterben gefunden?

In einem von der VolkswagenStiftung geförderten Symposium gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den USA, Afrika und Europa diesen Fragen erstmals auf den Grund. Vom 3. bis 6. März 2005 tagen renommierte Vertreter der Sozialwissenschaften ebenso wie Nachwuchsforscher in Schloss Wulkow bei Berlin, wo sie unter dem Titel „AIDS and the Moral Order“ den sozialen und kulturellen Umgang mit AIDS von der gesamtgesellschaftlichen bis hin zur individuellen Ebene diskutieren. Organisatoren der Veranstaltung sind Professorin Dr. Ute Luig und Dr. des. Hansjoerg Dilger vom Institut für Ethnologie der Freien Universität Berlin.

Im Vorfeld der Tagung findet am Montag, den 28. Februar 2005 um 11 Uhr eine Pressekonferenz zum Thema statt, zu der wir interessierte Journalistinnen und Journalisten herzlich einladen. Ort der Pressekonferenz: Institut für Ethnologie der Freien Universität Berlin, Drosselweg 1-3, 14195 Berlin-Dahlem. Besonders aufmerksam machen möchten wir zudem auf den Eröffnungsvortrag am Mittwoch, den 2. März von 16.30 bis 18.30 Uhr von Professor Dr. Jean Comaroff von der Universität Chicago zum Thema „Beyond the Politics of Life: AIDS in the Age of Neoliberalism“; Ort: Rotes Rathaus in Berlin-Mitte, Wappensaal (Eingang Rathausstraße 15).

Kontakt Tagung und Pressekonferenz am 28. Februar:
Professorin Dr. Ute Luig, Dr. des. Hansjoerg Dilger
Freie Universität Berlin, Institut für Ethnologie
Drosselweg 1-3, 14195 Berlin
Telefon: 0 30/83 8 – 56505, Fax: 0 30/83 8 – 52382
E-Mail: luig@zedat.fu-berlin.de; hansjoerg.dilger@berlin.de

Bitte melden Sie Ihre Teilnahme an der Pressekonferenz beziehungsweise am Eröffnungsvortrag an bei hansjoerg.dilger@berlin.de. Über diesen Kontakt können Sie im Vorfeld auch Interviewwünsche mit einzelnen Tagungsteilnehmern koordinieren. Referenten und Details der Veranstaltung entnehmen Sie bitte dem nachfolgenden Programm dieser Pressemitteilung – sowie der folgenden Kurzübersicht der drei Hauptthemenfelder, die dort diskutiert werden.

1. Moralities at Stake: Die AIDS-Epidemie greift in alle sozialen und kulturellen Bereiche der Gesellschaften Afrikas ein und transformiert diese grundlegend. Von Bedeutung für ein besseres Verständnis ist daher die lokale Interpretation dieser grundlegenden Krisenerfahrung: Inwieweit werden die durch das immense Leid ausgelösten Traumata individuell und kollektiv bearbeitet – etwa in Form neuer Heilungsrituale oder durch Bildung von Selbsthilfegruppen? Wie gehen „traditionelle“ Autoritäten (Heiler, Kirchenführer, Chiefs) mit diesen Fragen um, und welche Lösungsangebote bieten diese Instanzen? Wie unterscheiden jene sich von den Angeboten des Staates?

2. Networks of Healing, Treatment and Care: In dieser Sektion sollen der Zusammenhalt und die Solidarleistungen von Familien bei konkreten Erkrankungen und nach dem Tod eines Angehörigen untersucht werden. Dies umfasst auch Konflikte, die durch die Krankheit ausgelöst werden und die sich in geschlechtsspezifischen Stigmatisierungsprozessen niederschlagen. Des Weiteren diskutiert wird die Rolle „lokaler Medizin“, die oft eine Heilung von AIDS verspricht und in der Behandlung der Krankheit um eine Lösung sozialer und familiärer Konflikte bemüht ist. Wie greifen diese Mechanismen schließlich mit Blick auf die Einführung antiretroviraler Medikamente, die heute zumindest wohlhabenderen Gesellschaftsschichten zugänglich sind?

3. Experiences of Emotions and Pain: In welcher Weise der Umgang mit HIV und AIDS auf der körperlichen und emotionalen Ebene erfolgt, steht im Zentrum der dritten Tagungssektion. Wie wird der Kontakt zwischen „gesunden“ und „kranken“ Körpern in der Sexualität und im Alltag wahrgenommen? Wie werden Ausgrenzungsprozesse, die mit einer HIV/AIDS-Erkrankung verbunden sind, von den Betroffenen und deren Angehörigen beschrieben? Emotionale Aspekte des Umgangs mit HIV/AIDS artikulieren sich des Weiteren in Praktiken des Trauerns und Abschiednehmens: Wie verändern sich unter dem Druck der Epidemie soziale und kulturelle Muster des Trauerns, die bislang in aufwändigen Begräbnissen und elaborierten rituellen Abläufen zum Ausdruck kamen? Ist ein individuelles und „aufrichtiges“ Trauern überhaupt noch möglich angesichts der Tatsache, dass das Sterben in Familien und Gemeinden derart massiv Einzug gehalten hat?

Letztlich soll das Symposium helfen zu verstehen, wie individuelles und kollektives Verhalten sich in Bezug auf eine Bedrohung wie AIDS ausdrückt und manifestiert. Denn nur über ein besseres Verständnis lassen sich lokal angepasste Programme entwickeln, die mittelfristig Verhaltensänderungen bewirken und damit zu einem Rückgang der Infektionsraten führen könnten.

Internationales Symposium „AIDS and the Moral Order“
2. bis 6. März 2005 (Berlin / Schloss Wulkow bei Berlin)
Kontakt

VolkswagenStiftung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Christian Jung
Telefon: 05 11/83 81 – 380, E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de

Eröffnung am 2. März
16.30 Uhr
Rotes Rathaus, Berlin-Mitte, Wappensaal (Eingang Rathausstraße 15)

Tagung 3. bis 6. März:
Schloss Wulkow
Hauptstraße 24, 15320 Wulkow
(ca. 55 km östlich von Berlin-Zentrum, nahe Neuhardenberg)
Telefon Schloss Wulkow: 03 34 76/58 – 0

Weitere Informationen:
http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse05/16022005.pdf