40 Jahre Herzklappenchirurgie: Langes Leben mit Herzklappen

Mit einem Herzklappenersatz können Betroffene ein langes und gesundes Leben erwarten. Das ist eines der Themen, die beim heute in Hamburg beginnenden Kongress der deutschen Herzchirurgen (DGTHG) auf der wissenschaftlichen Agenda stehen. Bei Herzklappenerkankungen sollte eine solche Operation möglichst früh durchgeführt werden, sagte Prof. Dr. Bruno Reichart.

Hamburg, Sonntag 13. Februar 2005 – Seit mehr als 40 Jahren werden in Deutschland bereits bei schweren Fällen von Herzklappenerkrankungen Klappenersatzoperationen durchgeführt. „Heute achtet man im Gegensatz zu früher auch darauf, eine solche Operation möglichst früh durchzuführen, denn wenn Herzklappen nicht richtig funktionieren, so kann das weit reichende Folgen haben“, sagte bei einer Pressekonferenz anlässlich der 34. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) in Hamburg Prof. Dr. Bruno Reichart vom Klinikum Großhadern in München.

Langes Leben mit Ersatzklappen

Prof. Reichert und sein Team haben in einer wissenschaftlichen Untersuchung die Langzeitergebnisse von Patienten analysiert, denen eine künstliche Herzklappe eingesetzt wurde. Untersucht wurde dabei die weitere gesundheitliche Entwicklung von Patienten, die sich zwischen 1963 und 1977 an der Universitätsklinik München einer Herzklappenoperation unterzogen haben. Bei Mitralklappenersatz-Operation wurden damals die noch eigentlich eher ungünstigen mechanischen Kugelprothesen verwendet. „Nach zehn Jahren lebten noch 75 Prozent der Patienten, die eine solche Klappe erhalten hatten, nach 20 Jahren noch 36,5 Prozent, nach 30 Jahren 18,8 Prozent und nach 40 Jahren immerhin noch zwölf Prozent“, berichtete Prof. Reichart.
Interessant war auch eine Analyse der Todesursachen: Knapp zwei Drittel der beobachteten Klappen-Patienten verstarben an nicht-kardialen Ursachen. Kontrolliert wurde auch, ob die Patienten komplikationsfrei weiter leben konnten und ob sie keine Reoperation benötigten. Dies war nach zehn Jahren bei 73,3 Prozent, nach 20 Jahren bei 35,4 Prozent, nach 30 Jahren bei 17 Prozent und nach 40 Jahren bei acht Prozent der Patienten der Fall. Ganz ähnliche Ergebnisse zeigten sich auch bei der 40-Jahre- Nachbeobachtung von Patienten, die sich einer Aortenklappenoperation unterzogen hatten.

Ein guter Standard mit Entwicklungspotenzial

„Insgesamt zeigen diese Ergebnisse die Überlegenheit des Klappenersatzes in der Behandlung von Herzklappendefekten, selbst wenn dabei die heute stark verbesserte Technik noch nicht zum Einsatz kam“, betont Prof. Reichart. „Die bereits vor 40 Jahren verwendeten künstlichen Herzklappen stellen hier einen guten Standard dar, aber natürlich wünschen wir uns eine Weiterentwicklung und Verbesserung durch neuere prothetische Materialien.“

Herzklappenfehler sind gefährlich

Der häufigste Grund für Erkrankungen der Herzklappen sind neben entzündlichen Klappenveränderungen auch Abnutzungserscheinungen. Im Laufe eines Lebens werden die Herzklappen stark beansprucht: Bei einem 70-jährigen Menschen etwa haben sie sich bereits mehr als zwei Milliarden Mal geöffnet und geschlossen. Erkrankungen der Klappen können zu mangelnder Öffnung (Stenose) oder Undichtigkeiten (Insuffizienz) führen. Öffnet sich eine Klappe nicht weit genug, staut sich dahinter das Blut, und das Herz wird überlastet. Ist beispielsweise die Mitralklappe (liegt zwischen den Vorhöfen und den Kammern des Herzens) undicht, fließt bei jedem Zusammenziehen des Herzmuskels aus der Kammer Blut zurück in den Vorhof; bei Insuffizienz der Aortenklappe (liegt zwischen den Kammern und den großen Blutgefäßen) fließt Blut aus der Aorta in die linke Herzkammer zurück. Dieses „pendelnde“ Blut belastet das Herz stark.
Leichtere Störungen der Klappenfunktion können vom Herzen selbst ausgeglichen werden, schwerere Fälle bedürfen einer Behandlung.

Die Herzklappenoperation

Herzklappenoperationen dienen entweder der Rekonstruktion oder dem Ersatz einer erkrankten Herzklappe. Eine Rekonstruktion kann die Klappenfunktion weitestgehend wiederherstellen. Prof. Reichart: „Ab einem bestimmten Schweregrad der Erkrankung ist die Operation zum Ersatz von Herzklappen die Behandlungsmethode der Wahl. Sie ist häufig die einzige Therapieoption und der reinen medikamentösen Behandlung bei weitem überlegen, und diese Operation kann heute bei Patienten praktisch jeden Alters durchgeführt werden.“

Ersatz der Herzklappe

Die Materialien, die dabei genutzt werden können sind entweder aus Metall oder Kunststoff, aus körpereigenem Gewebe nachgeformt oder aber angepasste Herzklappen von Schweinen. Der Vorteil der mechanischen Prothesen ist ihre unbegrenzte Haltbarkeit, ihr Nachteil: Die Erfordernis einer lebenslangen Therapie mit gerinnungshemmenden Medikamenten. Bei biologischen Prothesen ist auf Dauer keine zusätzliche medikamentöse Therapie erforderlich, aber diese Klappen haben eine zeitlich begrenzte Lebensdauer von etwa zwölf bis 15 Jahren.

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